klasse oskar :)

Hallo Lucy,

ich weiß nicht, ob ich mich heute wiederhole. An zu vielen Stellen habe ich schon zu diesem Thema geschrieben. Der Beitrag in der TAZ richtete sich ja nicht direkt an die Internet-Szene, sondern an Leser, die vielleicht nur sporadisch mit dem Thema zu tun haben. Und - ich habe deshalb das Medium Internet verlassen, weil überall ein Drohpotential aufgebaut wurde, wobei das Hacken und Fluten dieser Domain noch meine geringste Sorge war.

Hier ein paar Beispiele:

die xxxxxxxxxx hat mich gebeten, Ihre E-Mail zu beantworten. Es ist bekanntlich guter journalistischer Stil offen zu legen, für welches Presseerzeugnis Sie arbeiten. Unsere Mandantin hat kein Bedürfnis nach einer Erwähnung z.B. in der "Nationalzeitung", "Radikal" oder der Hauspostillie der Scientology-Sekte.

Ihre als Fragen getarnten Unterstellungen sind allesamt falsch und ergeben keinen Sinn. Sie können sich auch denken, dass die Mandantin im Falle einer Veröffentlichung der diversen von Ihnen erhobenen Unterstellungen bzw. Unwahrheiten das selbstverständlich nicht hinnehmen wird.

Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Syndikus
Rechtsanwalt

oder

Nach nochmaliger Unterredung mit meinem Anwalt folgende knappe Antwort.

Es besteht von unserer Seite aus keinerlei Interesse zur Veröffentlichung von Informationen, die unser Geschäft betreffen und auch offensichtliche Fehlinformationen werden wir nicht korrigieren. Darüberhinaus behaupten Sie ja in den eMails an unsere Geschäftspartner, Recherchen für eine Presseveröffentlichung zu betreiben, obwohl mir bisher kein presserechtliches Erzeugnis, an dem sie aktuell noch beteiligt sind, bekannt ist.

Sollten sie jedoch in irgendeiner Form - sei es in Schmierenpostillen oder echten Presseerzeugnissen - versuchen (Falsch-)Aussagen über meine Firma oder meine Person zu verbreiten, sollten Ihnen die Konsequenzen mittlerweile zu Genüge bekannt sein.

Randolf J.

Kopie an RA Bernhard Syndikus

Beide Briefe waren Reaktionen auf meine Recherche. Wenn wir also von Risiken und Justiz reden, dann meinte man das auf meinem Rücken austragen zu können und diese Ebene wurde sicher nicht von mir ins Spiel gebracht. Und wer meint, dass durch den Beitrag sich die Situation in der Szene verschärft hat, der irrt. Viele solche Berichte zusammengenommen werden (hoffentlich) bald erreichen, dass die gesetzlichen Regelungen zum Schutz vor Dialern, sehr schnell kommen und verbraucherfreundlich ausfallen werden. Das wäre was zum Feiern.

Ich für meinen Teil muß sagen, dass ich ganz besonders persönlich entsetzt bin, mit welcher Dreistigkeit bei Gulli gearbeitet wird. Da zeichnet der Betreiber ein antikapitalistisches, anarchistisches Bild von sich und ruft zur Verweigerung in allerlei Hinsicht auf. Auch schimpft man auf die Porno-Branche, die die Würde der Frau herabsetzen würde. Und auf der anderen Seite wird systemathisch versucht, die durch solche Sprüche angelockten Leute zur Benutzung eines Dialers zu bewegen und schreckt auch nicht vor Porno-Links zurück. Das ganze ist wohl organisiert und wenn man die Firmen betrachtet, die im Umfeld ständig zu finden sind, dann glaubt man an keine Zufälle mehr.

Mich erinnerte das ganze an ein persönliches Erlebnis, das ich mal in einer Bucht im Mittelmeer hatte. Wir waren mit einem Segelboot unterwegs und hatten dort Schutz vor einem aufkeimenden Strum gesucht. Dort ankerte ein zur Hochseeyacht umgebautes Minenräumschiff. Der Eigner lud uns zum Abendessen ein und welche Überraschung - er kam aus der selben Unistadt wie wir. Beim Abendessen stellte es sich heraus, dass er ein bekannter Miethai war, der besonders an den Studenten der Stadt sich eine goldene Nase verdiente. Nach ein paar Gläschen Wein wurde er leutselig und verkündete in breitem Schwäbisch, das sich viel niedlicher anhörte, als wenn ich das jetzt in Hochdeutsch wiedergebe:

Wissen Sie, OskarMaria, ich will nicht auf die linken Studenten schimpfen. Denn ich lebe gut von denen. Und wenn man es genau nimmt, dann sympathisiere ich mit denen. Ich bin Anarchist und Kapitalist. Denn nur in einer freien grenzenlosen Gesellschaft, da kann man auch richtig gut verdienen.....

Die Situation bei Gulli hat mich stark an jenen Abend erinnert.

Gruß OM

@ UserX

Stimmt - auf Deinen Beitrag bin ich nicht eingegangen. Das war aber kein böser Wille, sondern ich habe Deine Argumentation aus dem Blickfeld verloren. Ich will das jetzt nachholen.

Du hast sicher recht, eine Kommerzialisierung des Internets scheint unausweichlich. Und wenn ein Betreiber einer Webseite diesen Weg geht, dann werde ich ihn nicht dagegen schreiben. Aber das ist nicht die Situation bei Gulli. Dort wird plakativ gegen den Kommerz Stellung bezogen, der Eindruck erweckt, dort wären Wohltäter am Werk, aber im gesamten Umfeld wird versucht den Kunden etwas zu verkaufen.

Fremde Leistung wird als eigene ausgegeben. Mit welchem Recht werden Dialer zu den Seriennummern gepackt? Warum wird der Eindruck erweckt, Astalavista wäre astalavista.de und nicht richtigerweise astalavista.box.sk? Warum verweist man bei Cracks auf eine Dialerseite? Warum wurden systemathisch fast alle gulli-Domains von Randolfs Firma in Beschlag genommen und mit Pseudo-Hackerseiten gefüllt, die aber einen Dialer erfordern? Warum werden Themen bei Gulli entfernt, in denen nachgefragt wird, was es mit gulli.de auf sich hätte?

Ok - ich gebe zu, mich kostet das ein müdes Lächeln und den meisten Besuchern von Gulli.com wahrscheinlich auch. Aber ich sehe auch die Kids, und ich keine viele davon, die mit großen Augen im Internet herummarschieren und all die Versprechen für bare Münze nehmen. Noch hat man die Wahl - entweder man regelt das Internet unter stattlicher Aufsicht (aber dannn ade freies Netz) oder man schafft interne Regularien, die Mißbrauch und Fallenstellerei verhindern.

Eine Diskussion mit gulli war in den letzten Wochen nicht mehr möglich. Warum? Weil die ganze Webpräsenz schon voll durchkommerzialisiert war und da gab es auch kein zurück mehr. Das Board, die Webseite, alles ist auf dem Erlös von Dialern aufgebaut, nur niemand sollte etwas davon wissen. Irgend jemand muß also zahlen, irgendwo wird es Opfer geben, denn sonst flösse kein Geld über die Stardialer.

Gruß OM