>
15.04.2024 -- 51.294 // Zuwachs zum 28.03.24: 1.808
Als sie den Maschinenraum erreichten, war es Lucy endlich gelungen, den Journalisten davon zu überzeugen, daß sie wirklich Lucy hieß.
"Aber wissen Sie denn nicht, was das auf blerontinisch heißt?" Der Journalist hatte vom Lachen ziemliche Schmerzen. Als er es sich endlich verkneifen konnte, war Lucy ein bißchen pikiert.
"Nein", sagte sie frostig. "Was heißt es denn?"
"Ich kann's Ihnen nicht sagen", antwortete er.
"Ich wüßte es aber gern."
"Nein, nein, nein, nein, nein - ich kann's einfach nicht!"
"Was ist denn so komisch dran? Na los, Sie müssen es mir sagen!"
"Vielleicht, wenn ich Sie besser kenne - oh! Aua! Hahaha! Tut das weh!"
"Na gut, und wie heißen Sie?" fragte sie.
"Der Journalist", antwortete der Journalist.
"Das ist kein Name, das ist eine Berufsbezeichnung", widersprach Lucy.
Der Journalist zuckte mit den Achseln. "Auf Blerontin sind Reportern keine persönlichen Namen erlaubt - das ist ein uraltes Gesetz - hat wohl was damit zu tun, daß man jeglichen Personenkult vermeiden will."
"Ich kann Sie doch nicht 'Der Journalist' nennen!"
"Dann nennen Sie mich einfach 'Der'", sagte er und öffnete die leuchtend blauen Türen zum Maschinenraum. Ein rascher Blick hinein lenkte seine Aufmerksamkeit sofort auf das Schränkchen in der Ecke. Der Journalist ging geradewegs darauf zu, öffnete die Türen, entdeckte die beiden Knöpfe und drückte ohne zu zögern auf den, der mit SCHARFMACHEN beschriftet war.
Unverzüglich öffnete sich eine Klappe, und ein großes, schwarzes Stahlei mit Ruderflossen kam oben aus dem Schränkchen heraus. Gleichzeitig dröhnte eine Stimme los: "Sie haben soeben den 8D-96 Volle-Kraft-MegaSelbstversenker aktiviert - 'Eine Bombe Auf Die Man Stolz Sein Kann' -, speziell für Sie hergestellt von der Mega-Selbstversenkungsgesellschaft in Dormillion. Es wird eine ziemlich starke Explosion geben, treten Sie also schön weit zurück - etwa vierzigtausend Kilometer. Der Countdown zur Zündung beginnt jetzt. Eintausend ... neunhundertneunundneunzig ... neunhundertachtundneunzig ... neunhundertsiebenundneunzig."
Lucy konnte nicht glauben, was sie gerade eben gesehen hatte. Sie besah sich die beiden Knöpfe noch einmal durch ihre Dolmetscherbrille. "Warum, verdammt noch mal, haben Sie auf
'Scharfmachen' gedrückt?" rief sie. Der Journalist flitzte im Maschinenraum herum und ohrfeigte sich selber.
"Ich habe nicht gewußt, daß es eine Bombe aus Dormillion ist!"
"Was spielt das für eine Rolle? Bombe ist doch Bombe!"
"Ich kann's nicht erklären."
"Ich muß es aber wissen!" beharrte Lucy.
"Nein, müssen sie nicht!"
Er hatte völlig recht. Lucy wunderte sich selbst über ihre Beharrlichkeit. Sie packte den Journalisten bei den Schultern und schüttelte ihn.
"Hören Sie zu, Sie Volltrottel! Sie haben gerade was absolut Idiotisches getan, und ich habe ein Recht zu wissen, warum!"
"In Ordnung!" Der Journalist schien sich zu beruhigen. "Es ist halt so, daß im Dormillionischen 'Scharfmachen' dem Blerontinischen 'Schaf fest drücken' sehr ähnlich sieht. Es war nichts als ein simpler Übersetzungsfehler!" stöhnte er. "Ich hatte mich schon gefragt, was ein Schaf damit zu tun haben soll!"
"Na fabelhaft!" sagte Lucy. "Jetzt sitzen wir also tatsächlich bis zum Hals in der Scheiße, und das ohne Eimer!"
"Neunhundertdreiundneunzig ... neunhundertzweiundneunzig ... neunhunderteinundneunzig", zählte die Bombe weiter.
"WAS MACHEN WIR DENN JETZT?!" schrie sie.
"Ruhe bewahren", sagte der Journalist.
"Keine schlechte Idee, 'Der'!" schnaubte Lucy, indem sie ihre nicht unbeträchtlichen Sarkasmusreserven mobilisierte. "Ihr Verstand reicht offensichtlich nicht weiter als Arnold Schwarzeneggers Schultersehne! Uns geht der Sauerstoff aus. Die Temperatur gleicht sich im Affentempo dem arktischen Winter auf Pluto an! Sie haben soeben etwas aktiviert, das vorher eine harmlose Bombe war, und jetzt bringen Sie's auch noch fertig, mir zu sagen, ich soll Ruhe bewahren!"
"Wer ist Arnold Schwarzenegger?" fragte der Journalist.
"Arrrrghhhhhhhh!" Lucy beschloß, daß ein guter Schrei unter diesen Umständen wahrscheinlich das klügste Verhalten war. Plötzlich schrie auch der Journalist. Lucy sah ihn an.
"Tut mir leid", sagte er. "Aber ich kann einfach nicht nachdenken, wenn Sie das machen."
"Tut mir ebenfalls leid." Lucy kam sich dumm vor. Der Journalist lächelte, und dann gab er ihr ohne ersichtlichen Grund einen Kuß auf die Wange. Lucy war so überrascht, von einem
Außerirdischen mit wunderschönen orangefarbenen Augen geküßt zu werden, daß sie einfach dastand und ihn sagen hörte: "Die Uhr zählt einmal bei jedem Innim! Uns bleiben also ungefähr
sechzehn Edos, ehe sie bei Null ankommt!"
"Wie lang ist denn ein Innim?" wollte Lucy eigentlich sagen, aber ihr Mund funktionierte nicht. Sie konnte nichts weiter tun, als in diese merkwürdigen und wunderschönen Augen zu blicken, während sie ihn sagen hörte: "Wir müssen unbedingt die Rettungsboote finden!"
(Terry Jones: Douglas Adams' Raumschiff Titanic, München 2001, S. 112ff.)
Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt inormierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
© 2023 OskarMaria - News & Comments