30.04.2025 -- 111.678 // Zuwachs zum 31.03.2025: 4.097
Russlands Präsident schickt die Jugend seines Landes in einen verbrecherischen Krieg. Wie viele russische Soldaten inzwischen in der Ukraine ihr Leben gelassen haben, können wir nicht komplett aufklären. Wir sammeln hier seit Beginn des Krieges im Februar 2022 die Todesmeldungen aus den Medien der Regionen und sozialen Netzwerken Russlands und verschaffen so zumindest einen ungefähren Überblick.
Im ersten Kriegsjahr haben wir noch die Meldungen im übersetzten Originaltext veröffentlicht, auf Grund der schieren Menge der Kriegstoten mussten wir später zur Tabellenform übergehen, jetzt führen wir nur noch reduzierte Listen. Eine Liste der Regionen und den dazu veröffentlichten Tabellen, finden Sie hier.
Jeden Monat veröffentlichen wir eine Zusammenfassung unserer Datenbank - die Liste mit allen Auswertungen finden Sie hier - Aktuell 30.04.2025 | Karte der Regionen Russlands | Föderationssubjekte
Unsere Webseite oskarmaria.de und die dazu gehörigen IP-Adressen wurden durch die russische Aufsichtsbehörde für das Internet "Roskomnadsor" am 26. August 2024 gesperrt. Details dazu erfahren Sie hier. | Alternativ-Link: gibtsnet.eu
Starokangyschewo ist ein kleiner Flecken in Baschkortostan mit gerade mal 125 Einwohnern - alles ethnische Baschkiren. Das Dorf hat schon bessere Zeiten gesehen, im Jahr 2002 zählte man noch knapp 400 Bewohner. Die Stadt Djurtjuli ist 14 km entfernt, in der Stadt leben über 30.000 Menschen. Und der nächste Bahnhof ist 122 km weit weg. Am 24. April wurde im Dorf Starokangyschewo ein getöteter Soldat im Krieg gegen die Ukraine begraben.
Da Baschkortostan im Moment die höchste Zahl an Kriegstoten zu verzeichnen hat, dokumentieren wir, wie die Verwaltungen der Bezirke diese Verluste der Bevölkerung vermittelt. Lassen wir Rip Jusupow, Leiter des Bezirks Djurtjulinsky zu Wort kommen:
An einem bewölkten Tag kommen Tränen ...
Auf Grund der Menge der gefallenen russischen Soldaten im Krieg gegen die Ukraine, müssen wir den Informationsgehalt unserer Tabellen immer weiter zurückschrauben. Und es sieht so aus, dass die Opfer des Krieges weiter steigen werden. Im Moment ist die Region Baschkortostan (Baschkirien) davon am meisten betroffen.
Einen guten Überblick über die Situation in Baschkirien bietet auch die Webseite "Fremder Krieg". Insgesamt über 1.600 getötete Soldaten aus der Region sind dort sehr detailliert in russischer Sprache zusammen getragen worden.
Wir haben in unseren Listen bereits über 1.800 Kriegstote aus der Region Baschkortostan recherchiert. Das mag daran liegen, dass wir von Beginn des Krieges an diese Region im Blick hatten. Wann "Fremder Krieg" an die Öffentlichkeit ging, wissen wir nicht - aber sicher erst in jüngster Zeit.
Das Dorf Lobaski liegt im Bezirk Atjaschewski in der russischen Teilrepublik Mordwinien. Weniger als 600 Menschen leben im Dorf und auch der Bezirk hat nur knapp 18.000 Einwohner. Früher waren es mehr - 1970 lebten im Bezirk doppelt so viele Menschen.
Galitsch ist eine Kleinstadt in der russischen Region Kostroma mit kanpp 13.000 Einwohnern - fallenden Tendenz. Die Maxim Gorki Bibliothek der Stadt hielt eine Gedenkstunde für Kinder ab, Thema Helden der Region Galitsch.
Hören wir zu, was Frau Bibliothekarin den Kindern zu erzählen hat:
Heute haben sich die Wolken des Bösen, des Hasses und der Heimtücke der Feinde wieder einmal über unserem Vaterland verdichtet. Die junge Generation unserer Landsleute verteidigt, wie in alten Zeiten, würdig die Grenzen des Landes.
Ganz tot scheint die Gruppe Wagner nicht zu sein. Aktuell werden Söldner für einen Einsatz in Afrika angeworben. Am 24. April flatterte folgender Telegram-Beitrag zu uns ins Haus:
PMC „Wagner“ rekrutiert Freiwillige für Fernziele!
Ein Job für echte Männer, die keine Angst vor Schwierigkeiten haben und gewinnen wollen!
Auch weiterhin hat die Republik Baschkortostan die meisten gefallenen Soldaten der Regionen in unserer Statistik zu verzeichnen. Knapp 500 Kriegstote sind zwischen dem 01.01.24 und dem 15.04.24 dazu gekommen.
Wir dokumentieren deshalb eine weitere eine Meldung des baschkirischen Telegram-Kanals Aspekte:
Während der SVO wurden 10 weitere Soldaten aus Baschkortostan getötet. Sie haben sich dieser Tage von ihnen verabschiedet.
Das Hotel "Louvre" in Georgiewsk -- Foto: Каракорум -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Wir hatten bereits im Februar aus der Stadt Mineralnyje Wody in der Region Stawropol berichtet. Übersetzt bedeutet der Name der Stadt "Mineralwasser", obwohl die Stadt über keine solchen Quellen verfügt. Allerdings gibt es in der Region um die Stadt zahlreiche Mineralbrunnen. Die Gegend ist landwirtschaftlich geprägt und besitzt für Russland ein relativ gemäßigtes Kontinentalklima. Mineralnyje Wody hat 70.000 Einwohner.
Ein junger Mann, Danila Chartschenko, hat die Namen der im Krieg gegen die Ukraine gefallenen Soldaten gesammelt und veröffentlicht, aktuell hat er die Stadt Georgijewsk ebenfalls in seine Bemühungen aufgenommen. Die Stadt ist nur knapp 30 km von Mineralnyje Wody entfernt und ist mit 62.000 Bewohnern nur wenig kleiner.
Bilibino in Tschukotka -- Foto: Doctor Digger Shrew -- Lizenz: CC BY 3.0
Bilibino, das ist ein kleines Städtchen im "Autonomen Kreis der Tschukschen" mit etwas über 5.000 Einwohnern. Es ist gleichzeitig das Zentrum des Bezirks Bilibinsky, in dem noch weitere 2.000 Menschen leben, also insgesamt etwa 7.200 Personen. Und das auf einer Fläche, die etwa der Hälfte Deutschlands entspricht.
Das Leben dort ist rau - die durchschnittliche jährliche Lufttemperatur ist durchgehend negativ und schwankt zwischen (-4 −5) °C an der Küste und (-12 −14) °C im kontinentalen Teil. Die Bevölkerung dort besteht hauptsächlich aus Tschuktschen und Ewenen. Aber das Land ist reich an Bodenschätzen.
Aus Bilibino kam auch Leonid Wladimirowitsch Napak, der im russischen Krieg gegen die Ukraine gefallen ist. Der Verwaltungsleiter der Region Jewgeni Safanow schreibt dazu auf Telegram:
Über die Stadt Kaschira haben wir schon mehrfach berichtet. Sie liegt etwa 100 km südlich von Moskau und ist mit der Hauptstadt im Nahverkehr verbunden. Und bis Kaschira waren auch die Einheiten der Gruppe Wagner vorgerückt, bis ihr Chef Prigoschin den Vormarsch gestoppt hatte.
Im hintersten Winkel der Altai Region an der Grenze zu Kasachstan liegt der Bezirk Loktewski. Dort leben etwa 20.000 Menschen - Tendenz abnehmend. Das Zentrum des Bezirks ist die Kleinstadt Gornjak, in der etwa die Hälfte der Bezirksbewohner lebt.
In der Sonntagsschule der orthodoxen Kirche wurde jetzt eine Erinnerungsecke eingeweiht, mit den Namen der Soldaten aus dem Bezirk, die im Krieg gegen die Ukraine ihr Leben gelassen haben. Es sind nicht wenige.
Dorf Alekseevka, Bezirk Blagovarsky, Baschkirien -- Foto: Rartat -- Lizenz: CC0
Der Bezirk Blagovarsky ist einer der 54 Bezirke von Baschkortostan. Er ist stark landwirtschaftlich geprägt, der Boden ist trocken, so wird hauptsächlich Getreide angebaut. Daneben gibt es Schweine- und Geflügelhaltung in großem Stil. Der Bezirk besteht aus 15 Dörfern oder Dorfzusammenschlüssen, es leben dort etwa 25.000 Menschen, fallende Tendenz. Die Bevölkerung setzt sich hauptsächlich aus Baschkiren (50%), Tataren (25%) und Russen (21%) zusammen. Es gibt auch 162 Menschen deutscher Abstammung.
Aus dem Dorf Staroabzanovo des Bezirks kam auch Almaz Abdumanabowitsch Narbajew. Der junge Mann war 31 Jahre alt, als er sich im Februar dieses Jahres freiwillig zum Kriegsdienst meldete. Es war ein kurzer Einsatz. Am 5. Februar 24 meldete er sich beim Militär, am 1. April wurde er getötet.
In unserer Zusammenfassung vom 15.04.24 haben wir die hohe Zahl an Kriegstoten aus den Regionen Wolga und Ural dokumentiert. Die Region Perm ist an vierthöchster Stelle bei den gefallenen Soldaten in diesem Jahr. Aus gegebenem Anlass dokumentieren wir den Bericht eines Telegram-Kanals aus Perm "Perm 36,6 GEGEN KRIEG" vom 10.04.24.
❗️Freunde, es gibt so viele Tote, dass wir keine Zeit haben, sie zu verarbeiten und zu veröffentlichen. In Wirklichkeit liegt die Zahl der Todesopfer nur nach minimalen Schätzungen bereits bei über 1.500 Menschen. Über alle werden wir bald schreiben!
Irgend etwas stimmte mit Andrei Blum nicht, wenn er betrunken war. Der Sohn eines seiner Opfer schrieb über Andrei: "Ich möchte Sie daran erinnern, dass er mitten am Tag betrunken mit seinem Auto durch die Stadt fuhr und dann einen älteren behinderten Mann, meinen Vater, mit einem Messer angriff, seinen Reifen durchbohrte und seine Windschutzscheibe zerschmetterte. Später, vor der Polizei, versuchte er, völlig betrunken, meinen Vater zu schikanieren und stürzte sich mit seinen Fäusten auf mich. Wenn in unserem Land die Menschen dafür nicht ins Gefängnis kommen, dann ist es umsonst. Wir haben solche „Helden“ gesehen."
Andrei Blum ging zur Gruppe Wagner, überlebte das Gemetzel, fuhr danach betrunken Auto und bedrohte einen Rentner. Um der Strafe zu entgehen, verpflichtete er sich im November 23 erneut bei der russischen Armee. Im März 24 wurde er als vermisst gemeldet, im April wurde er in der Region Wladimir betrauert.
Auf seinem Smartphone hat Andrei zwei Videos hinterlassen, die durchaus interessant sind. Im erste Film dokumentiert er die schwierigen Bedingungen, unter denen die Soldaten leben und kämpfen - auf beiden Seiten der Front. Das zweite Video stellt ein Telegram-Kanal aus Wladimir vor, der ebenfalls den Lebenslauf von Andrei Blum beleuchtet. Wir geben den Beitrag übersetzt wieder:
Krieg den Hütten und Frieden den Palästen
Wir hatten diese Überschrift bereits für ein Foto einer Beisetzung in Baschkortostan benutzt. Es ist eine Umkehrung des Zitats von Georg Büchner im Hessischen Landboten von 1834. Diese ins Gegenteil verkehrte Parole charakterisiert sehr deutlich, wie es um die Rekrutierung der russischen Armee steht.
Da die meisten der Meldungen über gefallene Soldaten inzwischen aus den sozialen Netzwerken stammen, müssen wir erst herausfinden, aus welcher Region Russlands der getötete Soldat stammt. Das sind in den allermeisten Fällen nicht die Großstädte, nicht die politischen und wirtschaftlichen Zentren, sondern viele kleine Dörfer, Dorfzusammenschlüsse, Kreise und Bezirke über das weite Land. Und oft haben wir zunächst keine Ahnung, wo all die Orte in Russland zu finden sind. Russlands Krieg gegen die Ukraine wird hauptsächlich mit den Menschen aus den "Hütten" des Landes geführt.
Weiterlesen: Getötete russische Soldaten im Ukrainekrieg - Stand: 15.04.24
Der Obliwski-Bezirk liegt in der Region Rostow. Er besteht aus sieben Gemeinden und hat knapp 17.000 Bewohner. Das Gebiet ist landwirtschaftlich geprägt, hauptsächlich wird Getreide angebaut. Der größte Ort im Bezirk ist das Dorf Obliwskaja mit über 11.000 Einwohnern. Das Dorf hat auch einen Bahnhof (Foto) an der Verbindung zwischen Rostow und Wolgograd.
Wie aus vielen anderen ländlichen Gebieten auch sterben Bewohner des Bezirks im Krieg gegen die Ukraine. Eine regionale Internet-Zeitung hat 17 Namen veröffentlicht, also genau einen getöteten Soldaten pro 1.000 Bewohner. Darunter befinden sich auch sechs Söldner der Gruppe Wagner und ein Sturm-Z Soldat. Alle Wagner Söldner hatten wir bisher nicht erfasst, auch nicht die regulären Soldaten Konstantin Woloschenko, Andrej Babilja und Petr Satischew.
Nach unserer aktuellen Statistik zum 15.04.24 haben wir 62 Tote des russischen Angriffskriegs aus dem "Autonomen Kreis der Tschuktschen (Tschukotka)" gezählt. Das mögen gesamtstatistisch gesehen nicht viele Opfer sein, für eine Region mit nur 50.000 Einwohnern, aber doppelt so groß wie Deutschland, sind das wirklich viele. Zudem sind diese Kriegstoten alles Männer im besten Alter, die für das Zusammenleben dort unter extremen Bedingungen unverzichtbar sind. Dazu kommen noch die vielen schwer verletzten Soldaten. Tschukotka steht deshalb an dritthöchster Stelle in unserer Statistik, wenn man die Kriegstoten in Relation zur Bevölkerung setzt.
Heute haben wir vom Tod eines weiteren Tschuktschen erfahren - Valentin Jello, ein mobilisierter junger Mann, der als Sanitäter in der Hauptstadt Anadyr gearbeitet hat. Wir geben den Bericht der Lokalzeitung ungekürzt wieder
Das Kotschetowsky-Gymnasium im Bezirk Iwnyansky der Region Belgorod hat ein "Heldenpult" zu Ehren eines ehemaligen Schülers aufgestellt, der als Soldat einer Sturm-Z Einheit im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde. Dumm nur, dass der Held wegen Mordes verurteilt worden war.
Igor Maslow, unser "Held", wurde am 2. August 1989 in der Stadt Wjasniki in der Region Wladimir geboren. Im Jahr 1995 zog seine Familie in die Region Belgorod, wo er zur Schule ging. Anschließend machte er seinen Abschluss an der Polytechnischen Hochschule in Belgorod und arbeitete als Elektriker.
Keine Region verzeichnet zur Zeit soviele getötete Soldaten im Krieg gegen die Ukraine wie Baschkortostan. Und auch keine Region liefert so eindrucksvolle Bilder von der Lebenswirklichkeit der einfachen Leute wie Baschkortostan.
Ermolino ist ein Dorf in der Oblast Nowgorod. Es liegt nur etwa 7 km Luftlinie von Weliki Nowgorod entfernt, der Hauptstadt der Oblast. Man kann also davon ausgehen, dass einige der Kriegstoten der Großstadt in dieser ländlichen Umgebung bestattet wurden.
Wir hatten Ende Dezember (ab Pos. 215) bereits über den Friedhof von Ermolino berichtet. Damals waren die Gräber mit Schnee bedeckt. Bis Anfang April sind 14 neue Gräber von getöteten russischen Soldaten dazugekommen, berichtet der Telegram-Kanal Nowgorod-Kreuz.
Mit großem Bahnhof verabschieden Angehörige und Militär den Gefreiten Foil Kurbakowitsch Kindjew in der Stadt Janaul in Baschkortostan. "Er hätte sein Leben gegeben, um Russland vor dem Nationalsozialismus zu schützen. Ewige Erinnerung und ewige Herrlichkeit", heißt es in seinem Nachruf. Große Worte, die gar nicht dazu passen, wie mit dem Leben dieses Mannes umgegangen wurde.
Die Mutter eines der getöteten Söldner schreibt: "In Astrachan wurden Banner mit gefallenen Soldaten des Wagner PMC angebracht. Mein Sohn ist auch da. Wir sammelten Fotos, druckten Banner und die Stadt gab uns die Erlaubnis."
Der Soldat auf dem Foto ist Badma Sergejewitsch Mandschijew. Er stammt aus Elista, der Hauptstadt Kalmückiens, und war 38 Jahre alt. Das ist im Prinzip alles was wir über ihn wissen. Sein Vater veröffentlichte jetzt über verschiedene sozialen Medien einen offenen Brief. Darin beschuldigt er den Kommandanten, dass dieser seinen Sohn ohne Grund erschossen hätte. Und er warf den Militärbehörden vor, die Ermittlungen im Sande verlaufen zu lassen.
Der Umgang beim russischen Militär ist rau und menschenverachtend, wir dokumentieren das ständig. Deshalb ist der geschilderte Fall mehr als möglich, überprüfen können wir das nicht. Wir dokumentieren den offenen Brief des Vaters:
Alle Tabellen der russischen Kriegstoten sind jetzt bis 30.04.2025 aktuell. Folgende Listen wurden neu angelegt:
Wir haben das Dorf Vankarem in Tschukotka bereits hier vorgestellt. Aus diesem kleinen Dorf mit etwa 120 Bewohnern befinden sich bereits zwei Kriegstote in unseren Listen. Anatoly Artamonow war überhaupt der erste von uns registrierte Soldat aus dem "Autonomen Kreis Tschukotka". Sein Tod wurde am 23. März 2022 gemeldet.
Anatoly wurde auf einer Hauswand in der Hauptstadt der Region verewigt, wie wir jetzt erst bemerkt haben - mit dem Titel "Deine Helden, Russland". Wir haben das Foto in unserem Beitrag über die "Tschukotka Front" veröffentlicht.
Seit über drei Jahren berichten wir nun über den Krieg Russlands gegen die Ukraine - ganz aus der Perspektive des Angreifers heraus. Den allergrößten Teil unser Arbeit machen nicht die Beiträge auf dieser Webseite aus, sondern unsere Statistik der russischen Kriegstoten. (Irgendwann vor langer Zeit waren wir der Meinung, dass jene hohen Verluste den Aggressor Russland zum Umdenken veranlassen könnten. Wir lagen völlig falsch.)
All die Arbeit, die in diesem Projekt steckt, wird von uns selbst finanziert, genau so wie der Webserver und die Technik im Hintergrund. Es gibt keinen Sponsor, keine bezahlten Anzeigen, keine Kooperation mit staatlichen Akteuren - nirgendwo und wir betteln auch nicht um Spenden. Keiner aus unserem sehr kleinen Team ist in einer politischen Partei, wir werden auch von keiner unterstützt, wir sehen allerdings unser Engagement in einem politischen Kontext.
Demnächst müssen wir aus technischen Gründen unseren Hoster wechseln. Dafür fehlt uns jede Kapazität. Wer folglich eine seriöse Hostingfirma kennt, die in unserem finanziellen Rahmen bleibt und uns beim Transfer unterstützt - für solche Hilfe wären wir dankbar (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!).
Günter Berger, 17.04.2025
Rechtzeitig zu den Ostertagen werden wir 365 junge Soldaten vorgestellt haben, die Russland unter Präsident Putin in den Krieg und damit in den Tod geschickt hat. Darunter sind zum Militarismus indoktrinierte junge Leute und dumme Jungs, gescheiterte Schüler und Studenten, Arbeitslose und Gelegenheitsarbeiter, Gefängnisinsassen und Angeklagte in einem Strafverfahren, junge Offiziere und Wehrdienstleistende - und alle zusammen wollten schnell viel Geld verdienen.
So haben wir für jeden Tag des Jahres einen getöteten jungen Soldaten präsentiert, die traurige Wahrheit ist, wir hätten in jedem Monat 365 junge Menschen zwischen 18 und 24 Jahren zusammenbekommen, die in jenem verbrecherischen Krieg gegen die Ukraine getötet wurden.
Ob wir diese Serie weiter fortsetzen oder andere Themen an dieser Stelle präsentieren, ist im Moment noch nicht entschieden. Dafür wollen wir noch ein Lied des Akkordeonspielers Igor Gorinow nachschieben, das er im kalten Rekrutierungsbüro für die auf ihre Abreise wartenden Freiwiligen gespielt hat. Igor war 23 Jahre alt, kam aus der russischen Teilrepublik Mari El und singt vermutlich auch in deren Sprache. Am 3. März 24 war sein Spiel zuende. (Teil I)
Stand 02. April 25 haben wir alle uns vorliegenden russischen Kriegstoten für den März 2025 erfasst und überprüft. An der von uns bereits veröffentlichten Zahl von 107.581 getöteten Soldaten wird sich nichts mehr ändern. Im Moment übersetzen wir die Namen, das wird einen ganzen Tag noch dauern und danach machen wir ein paar Tage Pause, weil diverse familiäre Ereignisse anstehen. Unsere Zusammenfassung ist deshalb erst am 9. oder 10. April zu erwarten.
Unsere Abschätzung der russischen Verluste werden wir allerdings vorziehen.
Wir hatten Ende letzten Jahres über den Bezirk Baimak in Baschkortostan berichtet. Dort gab es Anfang 2024 die größten öffentlichen Proteste seit Beginn des Krieges im Jahr 2022. Es gibt eine Serie von Prozessen vor russischen Gerichten - meist außerhalb Baschkorostans - gegen die vermeintlichen Rädelsführer. Wir haben nicht die Möglichkeit in Russland zu recherchieren, deshalb haben wir bei der BBC um die Nachveröffentlichung eines Beitrags zu diesem Thema gebeten. Leider haben wir letztlich keine Antwort erhalten.
Wer sich für den Ablauf all der Prozesse interessiert, Radio Free Europe ist noch nicht stillgelegt und hat eine besondere Seite zu den Prozessen veröffentlicht. Es ist eine interessante Dokumentation der russischen Repression geworden.
Aus naheliegenden Gründen benutzen wir im Alltag den Firefox-Browser, für die Übersetzung der russischen Sprache ist er allerdings weniger geeignet. Das Mittel der Wahl ist dafür der Google-Browser Chrome. Mit einem Klick kann man sich die russischen Beiträge in verständliches Deutsch übersetzen lassen. (Link zur Baimak-Dokumenatation)
Im Moment sind die Meldungen über getötete Soldaten stark zurück gegangen und liegen etwa bei 80 bis 100 Kriegstoten pro Tag. Dazu kommt, dass darunter auch einige Altfälle sind, die auf Grund von Gedenkseiten und -Filmen öffentlich werden.
Die merkwürdigste Liste stammt -wahrscheinlich- vom ukrainischen Geheimdienst. Es handelt sich um die im Jahr 2024 getöteten russischen Soldaten aus den Wäldern und den Feldern des Bezirks Kremensky in der ukrainischen Region Luhansk - insgesamt etwa 1.500 Namen sollen es sein. Bisher veröffentlicht wurden knapp 700 Namen. Da die Toten inzwischen geborgen wurden, konnte anhand von Todesmeldungen die Echtheit der Liste nachgewiesen werden.
Unser Hoster musste kurzfristig den von uns benutzten Server neu starten. Deshalb ist es zu einem kurzen Ausfall unserer Seite gekommen. Wir wurden sehr kurzfristig darüber informiert, deshalb konnten wir den Ausfall nicht vorher ankündigen.
Der Rückzug der USA in allen Bereichen macht sich jetzt auch in den Informationen für russische Bürger bemerkbar. Radio Liberty/Radio freies Europa hatte einen sehr informativen Dienst für die verschiedensten russischen Regionen, z.B. europäischer Norden Russlands, Region Wolga, Region Ferner Osten und Region Kaukasus. Radio Liberty stellte Informationen für russische Bürger zur Verfügung, die durch russische Medien nicht verbreitet werden können oder dürfen. Wir haben einige wenige Beiträge, die zu unserer Berichterstattung passten, übernommen.
Nun schließt Präsident Trump diese Einrichtung, wie heute mitgeteilt wurde. Und in der Folge werden wohl auch ein paar andere Medien, die aus dem Ausland in russischer Sprache kritisch berichten, ihre Arbeit einstellen müssen.
Zu Beginn des Krieges gegen die Ukraine hatte der ehemalige Offizier der russischen Armee, Witaly Wotanowsky, die Idee, die Kriegsgräber auf den Friedhöfen der Region Krasnodar abzusuchen, um die wirklichen Verluste der russischen Armee zu dokumentieren. Wir haben seine Erkenntnisse gesondert ausgewiesen, weil wir so eine Relation zwischen den veröffentlichten Meldungen und der tatsächlichen Todesrate herstellen konnten. In insgesamt vier Listen haben wir knapp 800 Kriegsgräber dokumentiert, die nirgendwo veröffentlicht wurden.
Witaly Wotanowsky musste im April 2023 aus Russland flüchten, seine Kollegen konnten seine Arbeit nicht mehr in vollem Umfang weiterführen, als Referenz ist die Region Krasnodar inzwischen obsolet. Wir werden die vierte Liste noch bis zum 800. Kriegsgrab (aktuell 794) auffüllen. Alle weiteren Meldungen werden danach ganz normal in die Region Krasnodar einfließen.
Als Ergänzung zu unserem Beitrag aus Jeisk wollen wir die konkreten Zahlen vom Monat Februar nachliefern.
Wir haben in diesem Zeitraum 3.476 gefallene russische Soldaten gelistet, deren Geburtsdatum oder Alter genannt wurden. Davon waren 343 Getötete nach dem 01.01.2000 geboren, das entspricht 9,87 Prozent aller erfassen russischen Kriegstoten.
Zum Stichtag 28. Februar 25 haben wir jetzt alle Regionen aktualisiert. In der Vergangenheit hatten wir in Schritten zu 500 Namen eine neue Seite erstellt und auf der Titelseite angezeigt. Durch die hohen Verlustzahlen ist das so nicht mehr möglich.
Folgende Seiten der Regionen sind neu:
Unsere Zusammenfassung des Monats Februar gibt es dann erst am 10.03.25 abends.
Voraussichtlich bis zum Sonntag, 09.03.25, können wir unsere Zusammenfassung für den Monat Februar vorlegen. Viele Überraschungen wird es nicht geben, dafür scheint sowieso aktuell ausschließlich die Trump-Regierung in den USA zuständig zu sein. Wir sind entsetzt.
Zu spät - auch Mediazone hat jetzt eine Liste der Namen und der dazugehörigen Veröffentlichungen ins Internet gestellt und damit ihre Zusammenstellung der russischen Kriegstoten öffentlich gemacht. Zu spät deshalb, weil ein Abgleich zwischen deren Erkenntnissen und unseren Recherchen - zumindest für uns - nicht mehr möglich ist. Wir sind zwar sehr sicher, dass es bei Mediazone zahlreiche Fälle gibt, die wir nicht gefunden haben. Und das selbe gilt natürlich umgekehrt. Aber inzwischen ist die Anzahl der Kriegstoten so stark angestiegen, dass ein Abgleich viel zu viel Zeit beanspruchen würde - die wir in unserem kleinen Team nicht haben.
Seit Beginn des Krieges hat der Gouverneur der Oblast Sachalin, Waleri Limarenko, regelmäßig auf seinem Telegram-Kanal die im Krieg gegen die Ukraine getöteten Bewohner seiner Insel veröffentlicht. Die Nachrichten waren ziemlich karg, nur die Namen und der ehemalige Wohnort wurden angegeben - also keine Fotos, kein Alter und auch kein Todeszeitpunkt.
Waleri Limarenko blieb allerdings ein aktiver Unterstützer des Krieges und warb in seinem Einflussgebiet zum Freiwilligendienst. Seine Oblast hatte deshalb ständig steigende Opferzahlen, die sie auf den 5. Platz in Russland brachte, wenn man die Todeszahlen ins Verhältnis zur Einwohnerzahl setzt.
Etwa ab dem 20. Dezember 24 hat Limarenko die Meldungen über neue gefallene Soldaten eingestellt. Eine bisher zuverlässige Quelle für unsere Daten ist damit weggefallen.
Wir haben am 25. Februar 25 über das staatliche ukrainische Projekt "Ich will jemanden finden" berichtet, das bei der Suche nach vermissten russischen Soldaten behilflich sein kann. Etwa 60.000 Suchanfragen sind dort eingegangen.
Wir selbst können nicht in Russland recherchieren, dafür fehlen uns die finanziellen und personellen Mittel. Da trifft es sich gut, dass das Projekt OKNO (Fenster) genau zu diesem Thema einen aktuellen Beitrag veröffentlicht hat, der ausführlich die Geschichten der Ehefrauen oder Mütter von sechs vermissten Soldaten erzählt. Wir halten ihn für unbedingt lesenswert und haben ihn in deutscher Sprache nachveröffentlicht.
Der US-Senator Mark Kelly, ein Demokrat, befragt Stephen Feinberg, der für das Amt des stellvertretenden Verteidigungsminister vorgeschlagen wurde. Übrigens Mark Kelly ist ein ehemaliger Astronaut, Stephen Feinberg dagegen ist Hedge-Fonds-Manager und Milliardär.
Es scheint, dass Feinberg noch nicht ganz die Schule des Doppeldenk durchlaufen hat, über die wir zuletzt geschrieben haben.
Es gab einige Mißverständnisse, aber jetzt ist endlich unser Beitrag über Baschkortostan online.
Baschkirien hat im Moment die höchsten Verluste im Krieg Russlands gegen die Ukraine und es stirbt überwiegend die einfache Landbevölkerung - meist ethnische Baschkiren oder Tataren.
Wir haben deshalb drei Fragen nach Baschkortostan geschickt und nach dem Warum gefragt? Die Macher des Telegram-Kanals "Fremder Krieg" haben uns ausführlich geantwortet.
Es gibt inzwischen auch einen weiteren Telegram-Kanal aus Baschkortostan, der über den aktiven Widerstand gegen Russland informiert: "Baschkortostan, kämpfe für Baschkortostan! Nicht für Russland! Weil es dich nicht braucht."
Es gehört zur Ironie des Krieges in der Ukraine, dass sich zum 4. Jahrestag des russischen Angriffs am 24. Februar 2025 über 100.000 getötete Soldaten in unserer Datenbank befinden werden - das ist inzwischen sicher. All die vielen Namen stammen aus offenen Quellen und können über die von uns veröffentlichten Links auch nachvollzogen werden. Natürlich wurden einige der Veröffentlichungen inzwischen gelöscht und einige Medien haben ihr Erscheinen eingestellt. Aber für jede Veröffentlichung liegt uns auch ein Screenshot vor.
Richtig ist auch, die tatsächliche Zahl der getöteten Soldaten dürfte wesentlich höher sein und nach unseren Abschätzungen bei über 160.000 gefallenen russischen Angreifern liegen.
Jeden Tag wird uns immer wieder bewusst, welche Unmenschlichkeit und Grausamkeit sich in diesem russischen Angriff zeigt. Das Militär wirft täglich neue Soldaten in die Schlacht, von denen nur wenige überleben. Das alles für geringe Geländegewinne. Und wer nicht spurt, wird eingesperrt, gefoltert und wenn das nicht hilft, auch getötet.
OM, 14.02.25
Alle russischen Regionen wurden heute zum 31.01.25 aktualisiert. Baschkortostan hat erneut den höchsten Zuwachs an Kriegstoten, gefolgt von Tatarstan und der Region Tscheljabinsk.
Insgesamt wurden im Januar einige Verzeichnisse ausgewertet, die Kriegstote seit Beginn des Krieges dokumentierten. Es wurden folglich auch zahlreiche Altfälle neu registriert.
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
Tumen Aldarowitsch, 20 Jahre
Tumens Vater Aldar wurde im Herbst 2022 mobilisiert und am 20. Februar 2023 an der Front getötet. Tumen, der einzige Sohn, hatte nichts aus dem Tod seines Vaters gelernt. Er schloss im Juli 2024 einen Vertrag mit dem Militär, kam in die selbe Einheit seines Vaters und wurde wie sein Vater getötet. "Leider hatte Tumen Aldarovich in seinen jungen Jahren keine Zeit, eine eigene Familie zu gründen", heißt es im Nachruf. Tumen Aldarowitsch Rintschinow, 08.05.2004 - 30.01.2025, kam aus dem Dorf Gegetui in Burjatien.
Der Korruption beschuldigter Polizeichef stirbt zwei Monate später im Krieg gegen die Ukraine.
Konstantin Penzin, der ehemalige Leiter der Polizeibehörde in Magnitogorsk, entging der Strafverfolgung – an die Front in der Ukraine.
Im Februar 2025 unterzeichnete er einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium und starb Anfang April. Die Leiche wurde noch nicht evakuiert. Zum Zeitpunkt seines Todes war der ehemalige Offizier 37 Jahre alt – also genau das Alter, das aufgrund der Dienstzeit für eine Pensionierung ausreichte. Doch statt einer Rente gab es eine Traueranzeige.
Penzin wurde im September 2024 festgenommen - an seinem letzten Arbeitstag. Gemeinsam mit seinem Stellvertreter wurde er wegen schwerer Korruption angeklagt: Bestechung, Machtmissbrauch und Verschwörung. Den Ermittlern zufolge erhielten sie von Unternehmern Dienstleistungen „vermögensrechtlicher Art“ im Wert von 77.000 Rubel – für Schutz und Mäzenatentum.
Das Gericht entschied, dass die Angeklagten fliehen, Druck auf Zeugen ausüben und die Ermittlungen behindern könnten. Deshalb kamen sie in Haft. Konstantin Penzin entzog sich dem Prozess und ging an die Front, der Zweite wartet im Gefängnis auf seinen Prozess.
Tscheljabinsk der Zukunft, 06.05.25
Wir haben das Ensemble "Ergyron" im Zusammenhang mit der Auflistung der Kriegstoten aus Tschukotka vorgestellt. Ein kurzes Video zeigt deren Auftritt für junge Leute im Rahmen eines Festivals.
Der zweite Tänzer des Ensembles, Oleg Etton, ist jetzt im Krieg gegen die Ukraine gefallen. Er wurde mobilisiert und bereits am 25. Mai 2023 getötet. Sein Tod wurde erst jetzt bekannt, am 5. Mai 2025 wurde er beigesetzt.
Wir haben unseren Beitrag über das Eskimodorf Lorino aktualisiert.
Aus der Republik Tuwa kam am 5.5.25 folgende Meldung:
Unser lieber Freund, ein freundlicher, großzügiger, bescheidener Sohn, der älteste Sohn seiner Eltern, ein starker Unterstützer seiner geliebten Frau und Familie, ein liebevoller Vater von 3 Kindern, ein liebevoller Großvater von 4 Enkelkindern, ein stolzer Bruder seiner Cousins, ein stolzer Bruder vieler Verwandter, Brüder und Schwestern, Schwiegermutter, respektierter Schwiegersohn seiner Verwandten, geliebter Schwiegersohn seiner Verwandten, hilfsbereiter Freund seiner Familie.
Davaa Bitsche-oolowitsch Ondar (Rufname Sajan) wurde am 04.09.1978 in der Stadt Chadaa, Ada-Utchurt geboren. Am 30. Januar 2025 starb er heldenhaft bei der Befreiung des Dorfes Novoelizavetovka, Volksrepublik Donezk, während er tapfer an der Militäroperation teilnahm, die dem friedlichen Leben des Volkes gewidmet war.
Wir bedauern, mitteilen zu müssen, dass das lächelnde Gesicht, der strahlende Charakter und der schöne Name des würdigen Sohnes von Tuwa, unseres geliebten Vaters und Helden, für immer in unseren Herzen bleiben werden!
Der erste Kommentar unter der Nachricht:
Der Held ist nicht großartig, er zog nicht aus seinem Verlangen heraus in den Krieg, er verließ das Gefängnis!
Dieser Mann hat unseren Vater getötet. Wohin geht er unter uns? Immerhin gibt es einen Bumerang.
Zum heutigen Tag des Sieges im "Großen Vaterländischen Krieg" wie der zweite Weltkrieg in Russland genannt wird, wollen wir zu all den Paraden der Waffengattungen und zu den polierten Kriegsmaschinen noch eine aktuelle Meldung eines Telegram-Kanals aus Jakutien (Sacha) hinzufügen.
Andrej Wladimirowitsch Lineitsew, 40 Jahre alt aus Jakutsk, wurde endlich gefunden. Andrej, geboren am 12.04.1983, gehörte zu den mobilisierten Soldaten, der letzte Kontakt mit ihm war am 30.10.2023, getötet am 15.12.2023. Der Kanal schreibt:
Eines der Szenarien, in denen Menschen über mehrere Jahre hinweg als vermisst gemeldet werden:
"Hallo. Zur Information: Es wurde eine Leiche gefunden. Sie befindet sich im Tspoo. Anfang Mai wird Cargo200 in Jakutsk eintreffen. Die Leiche ist gesehen worden. "Persönliche Gegenstände nur am Körper, ein Abzeichen, das mit der Kleidung in den Körper hineingewachsen ist. Keine Arme, keine Beine, kein Kopf."
Ein besonders ehrlicher Mensch war Irinarch Gromow nicht. Er lebte ganz im Osten Russlands in der Stadt Magadan und wurde bereits vorher zweimal wegen Diebstahls, Unterschlagung und Teilnahme an Massenunruhen (?) verurteilt. Letztere Straftat konnten wir nicht aufklären.
Im September 2023 stand sein Berufungsverfahren in einer weiteren Strafsache an. Er hatte mit Freunden gebechert und als einer einschlief, klaute er dessen Handy und überwies damit Geld auf das eigene Konto. Der Wert des Handys wurde mit 15.000 Rubel angegeben, die Überweisung betrug 51,000 Rubel - insgesamt ca. 710 €.
Inarch bekam 3,5 Jahre Gefängnis aufgebrummt, die er wohl nicht absitzen wollte. Er schloss einen Vertrag mit dem russischen Militär und wurde im Krieg getötet. Seinen Todeszeitpunkt wissen wir nicht, Inarch wurde am 3. Mai 25 in der Ehrenallee des Friedhofs von Magadan bestattet.
Russland hat im Jahr 2008 einen "Nationalen Vermögensfond" eingerichtet, der eigentlich der Unterstützung des Rentensystems dienen sollte. Finanziert wird dieser Fond aus Einnahmen durch den Export von Öl und Gas. Der Fond besteht aus zwei unterschiedlichen Konten: langfristige Investitionen und liquide Mittel. Inzwischen benutzt das russische Finanzministerium diesen Fond auch zum Ausgleich von Haushaltsdefiziten.
Über wieviele flüssige Mittel dieser Fond verfügt, ist stark von der Entwicklung des Ölpreises abhängig. Fällt der Ölpreis unter 60$ pro Barrel Rohöl, dann schwinden die Rücklagen dieses Fonds, da der Staat sein Haushaltsdefizit durch entsprechende Entnahmen ausgleicht. Bleiben die Rohölpreise also dauerhaft unter jenen 60$, dann sind die liquiden Mittel in einem bis zwei Jahren aufgebraucht. Das meinen zumindest die Analysten der Gasprom Bank.
Wenn man sich als Jugendlicher gegen seine Eltern auflehnen möchte, geht man oft verschlungene Wege. Michael Gloss, 21 Jahre, war der Sohn eines US-Veteranen und einer stellvertretenden CIA-Direktorin. Michael trat dem Islam bei, ging auf Weltreise und landete über Israel, Italien, Türkei schließlich in Russland. Dort wollte er gegen den US-Imperialismus kämpfen und unterzeichnete einen Vertrag zum Kriegsdienst bei den russischen Imperialisten.
Im April 2024 wurde er in der Region Bachmut getötet. Sein Tod wurde erst jetzt bekannt.
Alexander Wadimowitsch Tuchbatow, geboren am 18.05.1994, stammt aus der Kleinstadt Kusowatowo in der Oblast Uljanowsk. Der Leiter der Bezirksverwaltung, Alexander Wiltschik, gab am 30. März 25 seinen Tod bekannt und fand ein paar herzliche Worte:
"Bei der Durchführung eines Kampfeinsatzes im Rahmen einer speziellen Militäroperation starb unser Landsmann Alexander Wadimowitsch Tuchbatow. Er gab sein Leben, blieb seinem Eid treu und verteidigte die Interessen des Vaterlandes. Ich spreche seiner Familie und seinen Freunden mein aufrichtiges Beileid aus. Wir trauern mit Ihnen." Dazu veröffentlichte er ein nettes Foto der Verblichenen.
Wenn man sich etwas im Internet umschaut, dann findet man einen gänzlich anderen jungen Mann. Alexander, nach dem Fachschulabschluss arbeitslos mit einem Kind, wurde in den verschiedensten Regionen Russlands straffällig - meist kleinere Diebstähle. Es gibt Urteile in der Region Uljanowsk, Oblast Moskau und zuletzt im Jahr 2019 in Mordwinien.
Es ist ziemlich sicher, dass Alexander kein braver Bürger blieb, sondern sich einer erneuten Verurteilung durch einen Sturm-V Vertrag entzog. Am 31. März wurde er zuhause beigesetzt.
Sergej Beketow kam aus dem Dorf Maloretschenskoje, einem Urlaubsort an der Südküste der Halbinsel Krim. Sehr viel ist über Sergej nicht bekannt, er wäre im Waisenhaus aufgewachsen und als Kind in seinem Dorf "Funtik" gerufen worden.
Dafür wissen wir ziemlich genau, wie Sergej getötet wurde. In Ermangelung von gepanzerten Fahrzeugen schickt die russische Armee immer häufiger ihre Soldaten in allen möglichen Fahrzeugen zum Einsatz an die Front. Das können Schrottautos sein, chinesische Golfwagen und auch Motoräder aus dem chinesischen Versandhaus.
Sergej wurde mit solch einem Motorrad am 22. März 2025 ins Kampfgebiet geschickt. Auf der Strecke nach vorne wurden er und sein Moped entweder von einem Geschoss oder von einer Drone getroffen, Sergej stürzte, blieb verletzt auf dem Weg liegen und sah seinen Tod kommen. Ein Pilot steuerte eine Kamikazedrohne direkt auf ihn zu. Das Video von seinem bevorstehenden Tod wurde in den sozialen Medien zum viralen Hit und Sergej zum Held in den russischen Medien.
Jetzt im April liegt die Tagesdurchschnittstemperatur in Ust-Belaja noch bei -14,9 ° Celsius. Ust-Belaja ist ein kleines Dorf im "Autonomen Kreis der Tschuktschen", das nominal im Jahr 2023 etwa 620 Bewohner haben sollte. Ziemlich sicher sind es wesentlich weniger Einwohner, da viele Männer ihr Einkommen ganz woanders in Russland verdienen.
Aus diesem abgelegenen Dorf haben wir bereits fünf getötete Männer im Krieg gegen die Ukraine erfasst. Sie alle lockte der hohe Verdienst und erst in zweiter Linie die russische Propaganda. Wir haben unseren Beitrag über das Tschuktschen-Dorf und die getöteten Männer erneut aktualisiert.
Nachtrag (24.4.25): Mit Sergej Wassiljewitsch Djatschkow haben wir den 6. Einwohner von Ust-Belaja nachgetragen. Sein Tod ist schon eine Weile her. Sergej zog in die Region Magadan, wurde kleinkriminell und mehrfach verurteilt. Statt Gefängnis verpflichtete er sich bei der Gruppe Wagner, überlebte und ging dann zur russischen Armee. Er wurde am 26.10.23 getötet.
Am 18. April 25 hat auch die BBC eine neue Statistik zu den russischen Kriegstoten veröffentlicht. Die Erfassung scheint allerdings zu stocken, bisher hatten wir in der Summe immer ähnliche Verlustzahlen - aktuell liegt die BBC mit etwa 6.000 Fällen zurück.
Die BBC schätzt die realen Zahlen etwas anders als wir - eine durchaus mögliche Variante. Nicht einverstanden sind wir mit den ominösen 21 bis 23,5 Tausend toten Soldaten aus den ehemaligen Volksrepubliken Donezk und Luhansk.
Eine mit den Zahlen der BBC aktualisierte Tabelle findet ihr hier.
Im Finanzwesen sind Optionen Wetten auf die Zukunft. Man kann dabei mit allerlei Dingen viel verdienen oder verlieren., z.B. mit Aktienoptien, Optionen auf Edelmetalle, Devisen, Getreide usw. In Russland dagegen werden zur Zeit Wetten auf das eigene Leben abgeschlossen und das geht so:
Jeden Tag schließen im Augenblick in Moskau mehr als 100 Männer einen Vertrag mit dem russischen Militär zum Einsatz an der Front - mehr als je zuvor. Mit der Unterschrift kassieren sie etwa 2,3 Millionen Rubel (ca. 25.000 €) und reisen in des Kriegsgebiet.
All diese Freiwilligen haben auf einen baldigen Waffenstillstand an der Front gewettet. Je früher solch eine Vereinbarung in Kraft tritt um so besser. Die Männer haben das vereinbarte Geld kassiert und müssen dafür nicht kämpfen. Dazu gibt es für russische Verhältnisse noch ein gutes Gehalt.
Das russische Medium "Werstka" schreibt dazu:
Die Rekrutierungsrate neuer Zeitsoldaten in Moskau in der ersten Aprilwoche brach Rekorde für ähnliche Zeiträume der vorangegangenen drei Monate, fand Werstka heraus. Vom 1. bis 10. April unterzeichneten 993 Personen über das Rekrutierungszentrum in der Jablotschkowa-Straße Verträge mit dem Verteidigungsministerium. Zum Vergleich: In den ersten zehn Tagen des Monats März unterzeichneten 499 Personen, im Februar 503 und im Januar 341 Personen.
Das Schicksal von Alexander Borisow ist verworren. Der Mann war Theaterregisseur und wollte am Theater der Stadt Tschaikowsky in der Region Perm ein Stück von Sachar Prilepin inszenieren. Prilepin ist ein erfolgreicher Schriftsteller in Russland, war früher mit Nawalny kritisch unterwegs und später Mitglied bei das "Andere Russland". Auch war er am Krieg im Donbass beteiligt als Kommandeur einer "Separatisteneinheit" und glühender Vertreter des russischen Imperialismus. Bei einem Anschlag im Mai 2023 auf sein Auto wurde Prilepin schwer verwundet
Jenes Stück "Es gibt keinen Tod" handelt von Prilepins Erfahrungen im Donbass. Borisows militaristsche Einstellung zum Krieg kam bei den Schauspielern und den Theatermachern nicht gut an, der Stück wurde abgesetzt und der Regisseur entlassen.
In einem Jugendtheater der Stadt Tula konnte er das Theaterstück dann doch auf die Bühne bringen. Allerdings gab es dafür keine Bezahlung und unser Regisseur entschloss sich deshalb, selbst in den Krieg zu ziehen. Am 29. März 25 gab das Theater in Tula seinen Tod an der Front bekannt. Wir haben einen Nachruf hier veröffentlicht.
Und weil es ein Teil der russischen Erzählungen ist, dass es für Soldaten das ewige Leben gebe, noch eine Bemerkung. Jeder, der im Krieg getötet wird, ist vom Militär und der Gesellschaft sofort vergessen. Nur wenige Angehörige trauern, das Begräbnis mit Gewehrsalven und Soldaten im Stechschritt ist reine Propaganda.
Der junge Konstantin Petrowitsch Iwanow war sicher kein angenehmer Zeitgenosse. Konstantin wurde am 11. Mai 2000 im großen Dorf Suntar in Jakutien geboren. Laut einer Pressemeldung vom Februar 2020 war der damals noch 19-jährige Jakute flüchtig und wurde wegen vorsätzlicher schwerer Körperverletzung mit Todesfolge sowie Diebstahl mit erheblichem Sachschaden von der Polizei gesucht.
Ein Gerichtsurteil haben wir auf die Schnelle nicht gefunden, aber Konstantin landete als Sturm-Z Soldat an der Front. Offensichtlich wollte auch er seine Strafe nicht absitzen. Am 23. Dezember 2024 wurde auch Konstantin getötet.
Der Telegram-Kanal "Die Toten aus der Republik Sacha" berichtet, dass Konstantin Iwanow von seinem eigenen Kommandanten, Kampfname "Schamane", erschossen worden wäre. Um die Tat zu vertuschen, wurde die Leiche verscharrt und Konstantin als vermisst gemeldet. Seine Kamaraden hätten allerdings den Körper wieder ausgegraben.
Dies wäre bereits der vierte Fall, dass Soldaten aus Jakutien (Sacha) von ihren Vorgesetzten erschossen wurden, schreibt der Telegram-Kanal. Einen Fall haben wir kürzlich dokumentiert.
Wir hatten unter dem Titel "Ein Businessplan" ein Geschäftsmodell russischer Frauen vorgestellt, die kurzfristig Kriegsfreiwillige heiraten und dann bei deren Tod die Abfindung kassieren. Meist kaufen sie sich damit eine Eigentumswohnung. Das berichtete zumindest ein Sozialarbeiter aus Rostow am Don.
Heute sind wir über einen entsprechenden Fall gestolpert. Eine Frau eines Escort-Services heiratete einen Achmat-Söldner, der dann in der Region Kursk getötet wurde. Wer Interesse und Zeit für die schmutzigen Details aufbringt, findet die übersetzte Geschichte hier.
Nachtrag: Angelika ist übrigens Angestellte im Strafvollzug und organisierte 2023 einen Wettbewerb zur "Miss Strafvollzug". Erste wurde eine junge Frau aus Tuwa, Angelika wurde letzte.(Link, übersetzte Kopie)
Update: Die Nachricht beginnt eigentlich hier:
01.04.25 - der Telegram-Kanal "znakcity" aus der Region Tambow berichtet:
Der jüngste Einwohner der Region Tambow, der im Krieg in der Ukraine starb, der 18-jährige Artem Sutormin, wurde im Dorf Nowojurjewo begraben.
Der Rektor der örtlichen Kirche des Heiligen Erzengels Michael, Priester Vladimir, der bei der Beerdigung anwesend war, erklärte, dass Sutormin nach Abschluss der Schule in den Krieg gezogen sei.
„Man kann den Körper eines Menschen töten, aber nicht seine Seele. Solange es solche Jungen gibt, die schon in der Schule bereit sind, für die Verteidigung ihres Vaterlandes einzutreten, wird Russland leben“, sagte er.
Der Soldat starb am 21. März 2025. Wann genau er den Vertrag unterzeichnete, ist nicht bekannt. Sutormin wurde am 12. Januar 2007 geboren.