31.12.22 - 7.884 // 28.02.23 - 12.227
Russlands Präsident schickt die Jugend seines Landes in einen verbrecherischen Krieg. Wie viele russische Soldaten inzwischen in der Ukraine ihr Leben gelassen haben, können wir nicht komplett aufklären. Wir sammeln hier die Todesmeldungen aus den Regionen und sozialen Medien und verschaffen so zumindest einen ungefähren Überblick.
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Berichte aus 61 Regionen Russlands: Liste der Auswertungen finden Sie hier - Aktuell 28.02.23 | Alle Regionen werden ständig aktualisiert.
Tolbatschik-Vulkan, bestehend aus zwei Vulkangipfeln auf Kamtschatka -- Urheber: Robert F. Tobler -- Lizenz: CC-BY-SA 4.0
Die politische Region Kamtschatka nimmt die ganze Halbinsel Kamtschatka und ein paar nördliche Gebiete ein. Es leben dort aufgerundet 500.000 Menschen. Hauptstadt der Region ist Petropawlowsk-Kamtschatski mit etwa 180.000 Einwohnern. Die Hauptwirtschaftszweige der Region sind Jagd, Fischerei, Bergbau (unter anderem Gold und Steinkohle) sowie Tourismus. In der Landwirtschaft dominiert die Rentierhaltung. Außerdem ist die Region Kamtschatka Standort größerer Militärstützpunkte.
Die Zeitung Vesti hat die Namen der im Ukrainekrieg gefallenen Soldaten veröffentlicht. Leider zunächst nur in der Druckausgabe, so dass die Namen der ersten 13 Toten uns unbekannt geblieben sind. Die nächsten 17 Namen wurden dann auch online veröffentlicht. Wir geben den Beitrag übersetzt wieder. Aktueller Stand 45 Kriegstote aus dem fernen Kamtschatka.
Panorama Rostow am Don -- Urheber:
Die Oblast Rostow am Don liegt im Süden Russlands mit etwa 4,3 Millionen Einwohnern. Die gleichnamige Hauptstadt zählt, 1,1 Millionen Bewohner. Die Region gilt als das wirtschaftliche und wissenschaftliche Zentrum des südlichen Russlands.
Sie ist auch Heimat der Don-Kosaken, von denen etwa 140 Tausend in den Regionen Rostow und Wolgograd leben. Im Krieg gegen die Ukraine waren sie bereits 2014 im Donbass aktiv und stellten mehrere Bataillone, die heute in die "reguläre" Armee der Donezker und Luhansker Pseudoregierungen integriert sind.
Die folgende Zusammenstellung haben wir zu großen Teilen den Kaukasusseiten von "Radio Free Europe"entnommen, gefiltert, übersetzt und überprüft. Ab Dezember haben wir eigene Erkenntnisse hinzugefügt.
Rostow am Don: Teil I bis 300 -- Teil II ab 301
Weiterlesen: Rostow am Don - Helden aus Tapferkeit und Selbstlosigkeit -- Teil I
Im Januar 2015 fand in der russischen Teilrepublik Tatarstan ein Ereignis im Geiste von amerikanischen Heist-Actionfilmen statt: Ein Angriff auf ein Werttransportfahrzeug, das Bargeld und Wertsachen im Wert von 63 Millionen Rubel enthielt.
Der Wachmann wurde verwundet, das Auto gestohlen. Die Ereignisse spielten sich in der Nähe der Hauptstadt Kasan ab - in Selenodolsk.
Später stellte sich heraus, dass der Raub von einem Kollegen des Wachmanns mit Namen Igor Bogachenko durchgeführt wurde.
Oleg Alexejewitsch Nikolajew ist seit 2020 der Führer der russischen Teilrepublik Tschuwaschien. Er hat sich vom Bauarbeiter hochgearbeitet, studiert, sogar ein Jahr ein Praktikum in Deutschland absolviert und war zunächst als Manager von Unternehmen erfolgreich. Seit 2011 ist er auch in der Politik aktiv, war Mitglied der russischen Staatsduma und wurde im Januar 2020 per Dekret von Putin zum Oberhaupt der Tschuwaschischen Republik ernannt.
So viel zu seiner Geschichte, aktuell hat er die zum Kriegseinsatz einberufenen Soldaten von Tschuwaschien mit einer beeindruckenden Rede ins Ausbildungslager verabschiedet.
Bahnhof Petuschki in Wladimir -- Urheber: Gregory A. Kharikoff -- gemeinfrei
Zur Oblast Wladimir hat der Autor eine ganz persönliche Beziehung. Das Buch "Die Reise nach Petuschki" hat er gerne gelesen und vielmals verschenkt. Jenes Petuschki liegt in Wladimir. Die Oblast Wladimir liegt nordöstlich von Moskau in Zentralrussland, die Bevölkerung beträgt ca. 1,4 Millionen und die Hauptstadt heißt auch Wladimir mit etwa 350.000 Einwohnern. Die wichtigsten Industriezweige heute sind die Schwerindustrie, Metallverarbeitung, die Glas- und die Lebensmittelindustrie.
Und auch aus Wladmir sterben Männer im Krieg gegen die Ukraine. Wir haben die Zusammenstellung der Kriegstoten zunächst dem kritischen Medium Argument aus Wladimir entnommen, übersetzt, angepasst und führen die Liste jetzt selbst weiter.
Wladimir: Teil 1 bis 151 -- Teil II ab 152
Weiterlesen: Wladimir - Verantwortungsvoll mit der Militärpflicht -- Teil I
Eine Bluttat aus rassistischen Gründen in der Silvesternacht 2017 erschütterte damals die Region Krasnodar und führte zu langen Haftstrafen für die Täter. Sie findet ihre Fortsetzung aktuell im Krieg Russlands gegen die Ukraine und zeigt zudem, dass jene rassistischen Hintergründe immer noch aktuell sind.
„Niemand außer uns“, „Wir sind Russen, Gott ist mit uns“, „Nur Sterne sind über uns“, „Z Wir verlassen unsere nicht“ und „Die Wagner-Gruppe. Musiker, die die ganze Welt kennt“, flattern Fahnen mit solchen Inschriften über den Gräbern von Kämpfern, die in Zinksärgen aus der Ukraine zurückgekehrt sind. Dies ist der Bogorodskoye-Friedhof, der am weitesten von allen alten Friedhöfen entfernt ist und an das Industriegebiet der Ölraffinerie und die Grenze der Region Rjasan angrenzt.
Weiterlesen: Gräber gefallener Soldaten in der Region Rjasan
Yevgeny Vitalievich Ivanov , ich will ihn in der Folge mit dem deutschen Pendant Eugen benennen, war an einem Freitag Abend im Juni 2019 allein in seiner Wohnung in Joschkar-Ola in der russischen Republik Mari El. Seine Mitbewohner waren zu einem Familienbesuch aufgebrochen. Das beste Mittel gegen Einsamkeit ist ja bekanntlich Alkohol und so kämpfte Eugen mit drei Flaschen Bier und zweihundert Gramm Wodka gegen die Melancholie.
Rauchen in der Wohnung geht bekanntlich gar nicht, also setzte sich Eugen auf eine Treppe im Flur, um genüsslich etwas zu schmauchen. Dort traf er zwei andere Hausbewohner, die Eugen einluden, doch gemeinsam weiter zu bechern. Jetzt war Gin dran, den wollte man danach mit einer weiteren Raucherpause im Flur sich setzen lassen.
Tschita (Chita) - Hauptstadt von Transbaikalien -- Urheber: Konstantin Sviridov -- Lizenz:: CC BY 3.0
Transbaikalien liegt östlich des Baikalsees und hat eine lange Grenze zu China und der Mongolei. Etwa 1,1 Millionen Einwohner hat die Region, davon leben über 300.000 in der Hauptstadt Tschita. Die Region lebt von großen Kohleminen und vom Handel- und Transportwesen. Mit Gorny existiert auch eine geschlossene Stadt, wo atomar bestückte Interkontinentalrakeketen stationiert sind.
Wie alle fernen Regionen Russlands zahlt auch diese Region einen hohen Blutzoll im Krieg gegen die Ukraine.
Transbaikalien: Teil I bis 100 -- Teil II bis 300 -- Teil III ab 301
Weiterlesen: Transbaikalien - Seinem Vaterland treu bis zum Ende - Teil I
Panorama von Juschno-Sachalinsk - Urheber: Sahalinets -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Oblast Sachalin umfasst die Insel Sachalin und einige Kurileninseln und wird von etwa einer halben Million Menschen bewohnt. Im äußersten Osten Russlands gelegen, ist die Oblast ob ihrer reichen Öl- und Erdgasvorkommen wirtschaftlich interessant. Hauptstadt ist Juschno-Sachalinsk mit ca. 180.000 Einwohnern.
Gouverneur der Oblast ist Valery Limarenko, dessen Karriere vom Wissenschaftsmanager zu Ministerämtern der Regionalregierungen von Saratow und Nischni Nowgorod verlief. Und der aus unerfindlichen Gründen zum Gouverneur von Sachalin ernannt wurde. Jetzt wirbelt er dort und unterhält einen aktiven Telegram-Kanal, mit dem er sich ins rechte Licht setzt. In Bezug auf Russlands Krieg gegen die Ukraine übernimmt er die politische Position des Kremls. Zum Kriegsanfang kämpfte man gegen den Nazismus, aktuell für die Interessen Russlands. Das ist etwas pikant, denn Limarenko ist im ukrainischen Charkiw geboren, aufgewachsen und hat dort auch studiert.
In seinem Telegram-Kanal meldet Limarenko auch die im Krieg gefallenen Soldaten aus Sachalin. Und wirbt dort für die Unterstützung des Ukrainekrieges. Damit können wir die erste regionale Liste gefallener Soldaten vorstellen, die sich ausschließlich auf die Mitteilungen des Gouverneurs der Region stützt - aktuell 141 Kriegstote.
Der Elbrus mit 5642 m Höhe höchster Gipfel des Kaukasus -- Foto: Jaan Künnap - Lizenz: CC BY-SA 4.0
Kabardino-Balkarien ist eine kleine russische Teilrepublik im Norkdaukasus mit etwa 900.000 Einwohnern. Das Elbrusmassiv liegt in großen Teilen in der Republik. Die Kabardiner, ein Stamm der Tscherkessen, stellen knapp 60% der Bevölkerung des Landes. Die Balkaren, ein Turkvolk, machen etwas über 10% der Einheimischen aus und die ethnischen Russen stellen über 20% der Einwohner - mit abnehmender Tendenz. Das Land ist überwiegend muslimisch geprägt. Die Region ist wirtschaftlich schwach, die Landwirtschaft dominiert. Der Tourismus war einer der Hoffnungsträger der Region, kam aber wegen schwacher Infrastruktur und Unruhen zum Erliegen.
Wir haben die Todeszahlen von "Free Europe Kaukasus" aufgearbeitet und ergänzt. Aktuell haben wir 67 Kriegstote hier ermittelt. Allerdings wurden an Hinterbliebene deutlich mehr Zahlungen laut Haushalt der Region vorgenommen. Der "Kaukasische Knoten" nennt 23 zusätzliche Kriegstote, deren Identität nicht geklärt ist.
Magadan - Foto: CC BY-SA 3.0
Magadan, eine russische Hafenstadt im ganz fernen Osten, hat knapp einhunderttausend Einwohner und ist die Hauptstadt der gleichnamigen Oblast. Auf einer Fläche so groß wie Schweden leben insgesamt etwa 150.000 Menschen, davon ein Großteil in der Hauptstadt. Der Hafen von Magadan, der auch im Winter eisfrei ist, wird militärisch und kommerziell genutzt. Bergbau und Fischverarbeitung sind die Wirtschaftsfaktoren der Region. Ansonsten hat Magadan eine gruselige Geschichte aus Zwangsarbeiterlagern und Gulag.
Auch aus dieser fernen Region sterben Bewohner im Krieg gegen die Ukraine. Wir haben aktuell 59 Gefallene gezählt, davon waren zwei bereits unter anderen Regionen notiert.
Weiterlesen: Magadan - Wehrordnungen, Weisungen, Pflichten souverän erfüllt
Blick auf Ufa, Hauptstadt von Baschkortostan -- Urheber: CC BY-SA 4.0 -
Die Republik Baschkortostan hat sich nach dem Zerfall der Sowjetunion weitgehende Autonomierechte gesichert. Im Krieg gegen die Ukraine steht die Teilrepublik aber fest an der Seite der Zentralregierung und hat eigene Freiwilligenverbände an die Front geschickt. Die Zahl der Kriegstoten ist deshalb entsprechend groß.
Baschkortostan: Teil I bis 99 -- Teil II bis 200 -- Teil III bis 300 -- Teil IV bis 500 -- Teil V ab 501
Weiterlesen: Baschkiren, die für den Donbass starben - Teil III
Alexander Tsyganov (links) war Priester in der "Sankt Alexander Newski"-Kirche in Pskow. Pskow ist eine russische Großstadt nahe dem Baltikum und wurde früher in Deutschland Pleskau genannt. Alexanders Arbeitsplatz ist ein prächtiger Ziegelbau, zwischen 1907 und 1908 erbaut, der irgendwie dem 96. Omsker Infanterieregiment von Pskow zugeordnet ist.
Erzpriester Michail Wassiljew (rechts) war Rektor der Kirche der "Großen Märtyrer Barbara und St. Elia von Muromets", die sich im Hauptquartier der Strategischen Raketentruppen in der Siedlung Wlassicha befindet. Wlassicha ist eine geschlossene Stadt, etwa 30 km vom Zentrum Moskaus entfernt.
Offensichtlich gehört die Betreuung des dortigen Militärs zu den Aufgaben der beiden Kirchengemeinden. In dieser Funktion waren die Priester in den Donbass abgereist, um ihre Schäfchen im Krieg gegen die Ukraine geistlich zu betreuen. Das ging nicht gut aus.
Im Juli 2017 auf der Autobahn nahe Rostow am Don kommt es zu einer Schießerei. Ein Mann mit einem Gewehr samt Zielfernrohr nimmt ein ausländisches Auto unter Beschuss. Die beiden Insassen werden getroffen. Die Frau stirbt an Ort und Stelle, der Mann wird schwer verletzt.
Der Täter wird schnell gefasst, es handelt sich um den Polizeimajor Sergei Kadatsky.
Dneprovka ist eine 900 Seelengemeinde in der Oblast Orenburg und nicht weit entfern von der kasachischen Grenze. Die Gründer waren 1908 meist Ukrainer, die dem Dorf den Namen gaben. Zuletzt war 1998 zu erfahren, dass der Leiter der Kolchose "Bolschewik" hervorragende Ergebnisse beim Bau von sozialen Einrichtungen und Wohnungen und bei der Straßenasphaltierung erzielt hätte.
Aktuell widmet sich die Gemeinde dem Gedenken an Oleg Nikolaevich Bushaev, der irgendwann im Krieg -genau- gegen die Ukraine gefallen ist. Und hat eine Gedenktafel an der Schule befestigt. Die hängt da ganz verloren zwischen zwei Fenstern und dokumentiert deutlich all die mangelhaften Investitionen Russlands in seine Bürger.
Das fängt unten an der Schule an - nur ein roh verputzer Sockel, auch der gesamte Putz und die Ziegel bröckeln an vielen Stellen und die Fenster sind nicht wärmeverglast. Stattdessen verpulvert Russland seine Erlöse aus dem Reichtum des Landes in einem letztlich sinnlosen Krieg gegen die Ukraine.
Die Oblast Tomsk liegt im Westen von Sibierien mit etwa einer Million Einwohnern, wovon etwa die Hälfte in der gleichnamigen Hauptstadt lebt. Wirtschaftlich relevant für die Region sind deren natürliche Ressourcen - Förderung von Erdgas und Erdöl und die Holzverarbeitung.
Wir haben die Region Tomsk nicht in unsere Recherchen mit einbezogen. Aber auch dort ist die Situation wie in allen Regionen Sibiriens. Aus Tomsk wurden Männer im wehrfähigen Alter einberufen und schnell an der Front verheizt. Die Behörden verheimlichen die Todesfälle, aber die Fahnen über den Gräbern sprechen eine eindeutige Sprache, schreibt Nemoskwa (Nicht Moskau).
Nathan Nyirenda aus Sambia ist an der Front in der Ukraine gestorben. Der 23-jährige Mann studierte in Moskau im Fach “Kerntechnische Anlagen“ am Physikalischen Institut. Das Außenministerium von Sambia teilte aktuell mit, dass der junge Mann im April 2020 zu neun Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden wäre und nahe Moskau im Gefängnis saß.
Nathan starb am 22. September in der Ukraine, seine Leiche befindet sich aktuell in Rostow am Don und soll zurück in seine Heimat verbracht werden. Sambia fragt nun bei Russland an, wie das passieren konnte.
Weiterlesen: Sambischer Student in der Ukraine gefallen /Update
Die russisch-orthodoxe Kirche unterstützt nach Kräften den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Geistliche bieten direkt an der Front religiösen Beistand, wenn mancher Soldat am Sinn jenes Krieges zweifelt und werden dabei auch manchmal getötet. So geschehen mit dem Priester Anatoly Anatolyevich Grigoriev, der am 9. September an der Front starb. Der Mann diente zwar in einem tartarischen Freiwilligenbataillon, war aber ein gebürtiger Tschuwasche. Und von der geistlichen Führung der russisch-orthodoxen Kirche in Tschuwaschien wollen wir heute berichten.
Extrem mühsam das Eintragen der Kriegstoten nach Regionen zur Zeit. Meist tingeln wir durch die Dörfer der Provinz, die man noch niemals gehört hat. Auch die Suche via Google oder Bing hilft kaum. Die Weiler haben keine eindeutigen Namen - meist kommt das Dorf in den verschiedensten Regionen mehrfach vor.
Doch die Sache hat System - die Landbevölkerung wird bewusst an der Front verheizt. Dort ist Widerstand oder Revolte gegen den sinnlosen Krieg kaum zu erwarten.
Mit dem 200. Tuwiner, den wir erfasst haben, ist es auch vorbei mit den tuwinischen Abschiedsgesängen, die wir nie wirklich verstanden haben. Besonders was es mit den Albanern so auf sich hat, die häufig in den Texten vorkommen. Jetzt gibt es nur noch schnöde Tabellen - irgendwie blöde.
Etwa 80 neue Gräber auf dem Wagner-Friedhof haben wir heute neu hinzugefügt und dabei die Darstellung geändert.
Die Trostlosigkeit dieser Anhäufung von Grabhügeln, die groben Erdschollen und der sumpfige Boden spiegeln gut die Sinnlosigkeit des russischen Angriffskrieges wieder. Die Fotos haben wir deshalb nicht verkleinert, sie können in voller Auflösung angezeigt werden.
Zehn Tage Urlaub lassen sich nicht schnell aufholen. Deshalb gibt es zunächst keine wöchentlichen Zusammenstellungen. Wir arbeiten daran, bald wieder ganz aktuell zu sein.
Und noch etwas: Hier wird nicht über Kriegstote spekuliert, wir fassen nur tatsächliche Meldungen zusammen. Für viele Leser erscheinen diese Zahlen viel zu niedrig. Wie auch immer - im Moment liegen die täglichen Meldungen über russische Kriegstote weit über denen vom vergangenen Jahr.
Niemand hat gerechnet, dass dieser russische Angriffskrieg in ein zweites Jahr gehen wird. Wir auch nicht, als wir dieses Projekt begonnen haben. Es ging uns zunächst ausschließlich um die Dokumentation der Begründungen, warum Russland seine Soldaten im Krieg gegen sein Brudervolk opfert. Damit ist jetzt Schluss:
Die Regionen Adygeja, Belgorod, Karatschai-Tscherkessien, Tschetschenien und Autonomer Kreis der Tschuktschen werden ständig mit neuen Meldungen gefüllt, aber wir haben bisher alles noch nicht in übersichliche Form gebracht. Alles eine Frage der Zeit, die wir momentan nicht haben - wird nachgeholt.
Im Moment gibt es eine Vielzahl von Meldungen, die ungefähr so lauten: "Starb bei der Befreiung der Stadt Artemowsk" und dazu vielleicht ein Datum der letzten acht Wochen. All diese Meldungen dürften sich auf Söldner der Gruppe Wagner beziehen, die beim ukrainischen Bakhmut in den sicheren Tod getrieben wurden.
Nur geben die Angehörigen und Freunde dies dann nicht an. Folglich können wir diese auch nicht der Gruppe Wagner zuordnen - auf einen Verdacht hin. Aber sicher ist - die Verlustzahlen der Gruppe Wagner sind enorm.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov
Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov
Pskow: 41 Juri Agarkow
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
OskarMaria lebt und arbeitet in Frankfurt - hier mit Sohnemann. Wenn freie Zeit fürs Internet bleibt, dann wühlen wir im Internetsumpf, manchmal mit überraschenden Ergebnissen. Lieblingszitat: "Von den Dreien, Staat, Regierung und Ich - bin ich der stärkste. Das merkt euch!" (Ret Marut aka B. Traven im Ziegelbrenner)
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Maxim Kotow aus der Oblast Leningrad, wurde am 7. Februar 23 an der Front in der Ukraine getötet. Die Erlöserkirche von
Wenn du nur wüsstest, was es bedeutet: Ich will Barmherzigkeit, nicht Opfer...
Maxim war mehrere Jahre in unserer Kirche im Dienst. Er ging regelmäßig ins Walaam-Kloster, lebte dort monatelang und leistete jeglichen Gehorsam. Mehr als alles andere auf der Welt liebte er unseren Herrn Jesus Christus, die Allerheiligste Gottesgebärerin, besonders verehrte er Johannes den Täufer, hatte Eifer für Gott und für den Tempel.
Er war bescheiden, demütig, lehnte nie Hilfe ab, wusste zu schätzen, Freund zu sein und zu lieben. Er hatte 3 Hochschulbildungen, las viel, kannte die Heilige Schrift praktisch auswendig. Er träumte davon, seine irdische Reise innerhalb der Klostermauern zu beenden. In allen schwierigen Lebenssituationen, die sein ganzes Leben umgaben, verlor er nie den Mut, sondern verherrlichte immer Gott und vertraute nur auf ihn.
Nachdem er die Heiligen Mysterien Christi verkündet hatte, stieg er Anfang Januar in einen Zug und ging als Freiwilliger in die NWO-Zone, um den Jungs zu helfen, bei sich hatte er nur den Psalter und einen kleinen Rucksack mit Kleidern.
OM, 20.03.23
Wie zu Beginn des Ukrainekrieges häufen sich Todesfälle unter den Soldaten Burjatiens. Seit Beginn des Jahres haben wir im Moment etwa 200 Gefallene aus der Region recherchiert - täglich werden es mehr.
Einwohner Burjatiens beschwerten sich, dass sie nirgendwo eine Totenwache organisieren können. Alle Cafés sind von Firmenfeiern besetzt. Ein Leser wandte sich an die Redaktion der Zeitung Dzhidinka und sagte, dass mehrere Leichen toter Soldaten in den Bezirk Dzhidinka gebracht worden seien. Ihm zufolge wollten Verwandte eine Totenwache veranstalten, aber zur Zeit wären alle Cafés von Firmenfeiern besetzt.
OM 17.03.23
Artem Reschetnikow (Foto) und Iwan Gudkow, beides Söldner der Gruppe Wagner, sind bei Bakhmut, wie so viele vor ihnen, beim Sturm auf die Stadt gefallen. Artem bekam - posthum - sogar einen Orden der Tapferkeit. Dafür gibt es jetzt in den russisch sprachigen "Sozialen Medien" einen Shitstorm.
Artem Reschnikow war Lehrer und künstlerischer Leiter von Kindercamps, die Kinder haben ihn gemocht. Und Artem hat die Kinder auch gemocht - bis zum Mißbrauch. Das ging eine Weile gut, Fälle wurden vertuscht, bis er schließlich 2018 vor Gericht kam und zu 15 Jahren Lagerhaft verurteilt wurde. Dass der Mann jetzt beinahe wieder in Freiheit gewesen wäre, ja sogar mit Orden ausgezeichnet, das lässt des Volkes Seele kochen.
Dagegen ist der Drogenhandel, wegen dem sein Kollege Ivan Gudkow zu knapp elf Jahren verurteilt wurde, beinahe eine lässliche Sünde in der öffentlichen Meinung.
Das Töten von Menschen im Krieg scheint dagegen völlig normal zu sein, die Soldaten werden zuhause - tot oder lebendig - als Helden gefeiert.
OM,10.03.23
In einer Lagerhalle nahe dem Flughafen Tolmachevo von Nowosibirsk warteten Mitte Februar über 100 Särge auf den Weitertransport in die verschiedenen Städte und Dörfer Sibiriens. Auf den Holzkisten sind mit Kreide die Namen der Regionen zu sehen, wohin geliefert werden soll. Beigefügt sind auch die Sterbeurkunden.
Auf einer Kiste ist der Name des aus Chakassien stammenden Sergey Yumashev zu lesen. Er starb danach am 08.02.23 in der Nähe von Bakhmut. Er war ein Söldner der Gruppe Wagner und klamm. Man fand seine Daten in der Datenbank des Föderalen Gerichtsvollzieherdienstes.
In den letzten Tagen sind eine Vielzahl von Soldaten aus Burjatien im Ukrainekrieg gefallen. Das Land war seit Beginn des Krieges mit großem Abstand führend bei den Kriegstoten, doch offensichlich haben sich die Zahlen noch einmal deutlich erhöht.
Die Bezirke Kabansky und Ivolginsky haben deshalb alle kulturellen Veranstaltungen in ihrem Gebiet abgesagt.
OM 23.02.23
Überall in Russland tauchen inzwischen Fotos von größeren Ansammlungen von Soldatengräbern auf. Ein Jahr nach dem Krieg gelingt es den russischen Behörden nicht mehr, das Ausmaß der Verluste an Menschen im Krieg gegen die Ukraine geheim zu halten. Und es sterben immer mehr russische Soldaten in den Gemetzeln.
Gerade einen Bericht über Soldatengräber in Tambow fertig gestellt, kommt die nächste Nachricht aus Tomsk. Beide Regionen beobachten wir eigentlich nicht.
"Begraben in drei Reihen Auf dem Friedhof in Woronino bei Tomsk ist die Zahl der Gräber von Russen gestiegen, die im Krieg mit der Ukraine getötet wurden. Das späteste Datum ist der 27. Dezember letzten Jahres. Einige der Gräber haben noch keine Namen oder Todesdaten. Gleichzeitig befinden sich in der Gasse drei frisch ausgehobene Gruben zur Bestattung." (Foto)
OM, 20.02.23
Zum Jahrestag von Russlands Krieg gegen die Ukraine hat die russische Rockgruppe DDT um den Sänger Juri Schewtschuk ein neues Video veröffentlicht. Im Lied wird Russland aufgefordert, zurück nach Hause zu kommen und sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern.
Wir empfehlen das Lied direkt auf Youtube anzuhören und die Kommentare dazu sich via Chrome-Browser übersetzen zu lassen. Das ergibt etwas Hoffnung in dieser düsteren Zeit.
Beim Kampf um die ukrainische Stadt Bakhmut gibt es kein Erbarmen. Immer neue Wellen von Söldnern der Gruppe Wagner werden nach vorne getrieben - direkt ins gegnerische Abwehrfeuer. Ein Zurück gibt es auch nicht, Feigheit vor dem Feind wird mit dem Tod bestraft. Es sind dort keine regulären Kämpfer der Gruppe Wagner, sondern dürftig ausgebildete Häftlinge, die sich auf einen Pakt mit Chef Prigoschin eingelassen haben.
Aus Belgorod kam heute eine Liste von Häftlingen, die jenes Massaker auch nicht überlebt haben. Hätten sie keinen Vertrag bei der Gruppe Wagner unterschrieben, wären sie zwischen 2023 und 24 aus der Haft entlassen worden.
OM, 19.02.23
Artjom Wojnow aus St. Petersburg schreibt in seinem VKontakte-Profil den Wahlspruch - Für die Wahrheit Russlands Sieg oder Tod. Irgendwie dumm dieser Satz - jetzt führen wir Artjom unter Pos. 251 der getöten Soldaten aus St. Petersburg. Merke - zum Frieden gibt es keine Alternative.
OM, 14.02.23
Die Liste der Toten aus der Berufsschule wurde heute wieder um zwei Einwohner Samaras länger.
89 tote Soldaten gab der Staat zu, inzwischen haben wir 108 136 erfasst, davon 128 aus der Oblast Samara.
Ich habe auch meinen Sohn beerdigt...
Wer den Tod seines Kindes nicht erlebt hat, wird diesen Schmerz nie spüren. Und das Schlimmste ist der Schmerz für den Rest meines Lebens für meine Eltern. Es ist unmöglich, es loszuwerden, und die Zeit heilt überhaupt nicht. Und kein Beileid und keine Freuden der Menschen werden helfen, diesen Schmerz zu lindern. Und woran Ihr Kind gestorben ist, spielt auch keine Rolle .... es hat einfach nicht auf dieser Welt für eine Mutter für einen Vater existiert.
Und diese großspurigen Worte "für das Mutterland, für ... für etwas anderes ... WOFÜR? Viele verstehen überhaupt nicht. Wir haben nahe Verwandte in der Ukraine ... und sie verstehen es nicht. Das ist ein KRIEG DER POLITIK, ABER NICHT DER MENSCHEN.
Deshalb bin ich nicht bereit, noch einen Sohn dem Tode zu geben. Viele Jahre später wird dieser Krieg mit anderen Augen betrachtet und vielleicht wird alles anders beurteilt als heute. Aber niemand wird Ihre Söhne zurückbringen. Es gibt viele Fragen zu dieser militärischen Situation.
ALLE FRIEDEN UND GUT!
Nikolay Volokhov kam aus Kopeisk, einer Großstadt in der Oblast Tscheljabisk im Süden des Urals. Auch er gehörte zu den vielen Männern, die die Gruppe Wagner aus den Gefängnissen rekrutiert und als Kanonenfutter wahrscheinlich an der Front bei Bakhmut verheizt haben. Am 5. Februar 23 wurde er in seiner Heimat bestattet.
Die Nachricht seines Todes wurde in den russischen sozialen Medien heftig debattiert. Ganz nebenbei veröffentlichte ein Benutzer das -angebliche- Video der Tat. Überprüfen können wir das nicht, aber interessant ist es schon.