31.08.2024 -- 68.100 // Zuwachs zum 31.07.24: 4.246
Russlands Präsident schickt die Jugend seines Landes in einen verbrecherischen Krieg. Wie viele russische Soldaten inzwischen in der Ukraine ihr Leben gelassen haben, können wir nicht komplett aufklären. Wir sammeln hier seit Beginn des Krieges im Februar 2022 die Todesmeldungen aus den Medien der Regionen und sozialen Netzwerken Russlands und verschaffen so zumindest einen ungefähren Überblick.
Im ersten Kriegsjahr haben wir noch die Meldungen im übersetzten Originaltext veröffentlicht, auf Grund der schieren Menge der Kriegstoten musten wir später zur Tabellenform übergehen, jetzt führen wir nur noch reduzierte Listen. Eine Liste der Regionen und den dazu veröffentlichten Tabellen, finden Sie hier.
Alle 14 Tage veröffentlichen wir eine Zusammenfassung unserer Datenbank - die Liste mit allen Auswertungen finden Sie hier - Aktuell 31.07.2024 | Karte der Regionen Russlands | Föderationssubjekte
Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis - das gilt nicht nur in der Ökonomie, sondern auch in den Niederungen des russischen Angriffskrieges. Jeden Monat muss das russische Militär etwa 30.000 Männer rekrutieren, um die Gefallenen, Verwundeten oder ausgebrannten Soldaten an der Front zu ersetzen. Dafür werden Antrittsprämien ausgelobt, die regional stark schwanken. In Baschkortostan zahlte man zuletzt 500.000 Rubel (5.000€), während man in St. Petersburg bereits 1,3 Millionen Rubel (13.000€) auf den Tisch legte. Da jede Region Russlands angehalten ist, ein bestimmtes Kontingent an Rekruten zu erfüllen, ergibt sich eine einfache Rechnung: Baschkortostan hat es einfacher neue Soldaten zu rekrutieren als St. Petersburg. Das erklärt dann auch die hohen Verluste, die die Baschkiren zur Zeit verzeichnen müssen.
Blick auf Serpuchow, Oblast Moskau -- Urheber: CC BY-SA 4.0 -- Lizenz:
Etwa 90 km südlich der Hauptstadt Moskau liegt die Stadt Serpuchow mit über 130 Tausend Einwohnern. Das Stadtgebiet gehört zur Oblast Moskau und grenzt an die beiden Oblaste Tula und Kaluga. Serpuchow hat eine Geschichte, die bis ins 14. Jahrhundert zurück reicht und war früher mal eine reiche Stadt. Doch einige Industriebetriebe haben die Stadt verlassen, die Autoproduktion wurde eingestellt. Viele Stadtbewohner arbeiten in Moskau und pendeln täglich hin und her.
Auch Männer aus Serpuchow sterben im Krieg gegen die Ukraine. Unsere sicher nicht vollständige Liste zum 20.März 2024 zeigt 33 gefallene Soldaten.
Update: Diesen Beitrag hatten wir am 29. März 24 veröffentlicht, aktuell haben wir einen Film von Mitte Mai 24 gefunden, der ebenfalls die Kriegstoten der Stadt dokumentiert. In diesem Film werden 69 Fälle aufgezählt, die Zahl hat sich also in den zwei Monaten mehr als verdoppelt. Wir stellen den Film an das Ende der von uns veröffentlichten Liste.
Versuchen wir die Geschichte von Anfang zu erzählen. Als 2014 der russische Angriffskrieg im Donbass gestartet wurde, entstand das sogenannte Somalia-Bataillon, zusammengesetzt aus vielen russischen Freiwilligen. Das Bataillon wurde so etwas wie die schnelle Eingreiftruppe im russisch besetzten Donbass. Sie wurde befehligt durch Michail Tolstych, Kampfname Giwi, der Anfang 2017 in einer Garnison seiner Einheit durch eine Schmel-Rakete getötet wurde. Inzwischen ist das Somalia-Bataillon eine reguläre russische Einheit.
In diesem Bataillon kämpfte auch Nikita Denissowitsch Weslopolow, geboren am 21. Juni 2005, aus der Stadt Krasnokamensk im Transbaikal-Territorium als Freiwilliger. Allerdings so ganz freiwillig auch wieder nicht.
Den aktuellen Rekrutierungsaufruf aus Tatarstan wollen wir noch nachreichen. Wir haben im Bericht zum Monat Juni darüber geschrieben. 1,5 Millionen Rubel entsprechen etwa 15.000 €, also knapp dem zweifachen Jahreseinkommens eines Durchschnittsverdieners. Der übersetzte Text lautet:
Treten Sie der Armee des Sieges bei! Auf einmal bei Vertragsabschluss vor dem 31. Juli 2024 in Tatarstan DO 1.500.000 RUB.
Rufzeichen „YAKTA“, WIR UNTERRICHTEN, HELFEN, UNTERSTÜTZEN, 8 (800) 222 59 00
Kreml von Kasan - Urheber:
Die russische Republik Tatarstan hat etwa 3,8 Millionen Einwohner, davon leben 1,14 Millionen in der Hauptstadt Kasan. Namensgeber der Republik sind die Tataren, die etwas über die Hälfte der Bevölkerung stellen. Die Tataren sind ein Turk-Volk muslimischen Glaubens. Die größte Minderheit in Tatarstan stellen die Russen mit etwa 40% Bevölkerungsanteil. Tatarstan gilt als eine der reichsten Republiken Russlands mit reichhaltigen Gas- und Erdölvorkommen und einer entwickelten Industrie.
Tatarstan hat im ersten Halbjahr 2024 die höchste Anzahl an Kriegstoten aller Regionen Russlands.
Republik Tatarstan: Teil I bis 100 -- Teil II bis 200 -- Teil III bis 300 -- Teil IV bis 500 -- Teil V bis 700 -- Teil VI bis 1.000 -- Teil VII bis 1500 -- Teil VIII bis 2.000 -- Teil IX ab 2001
Weiterlesen: Tatarstans Jugend verblutet in der Ukraine -- Teil VIII
Strand von Ochotskoje im Süden Sachalins -- Urheber: Vihljun
Die Oblast Sachalin umfasst die Insel Sachalin und einige Kurileninseln und wird von etwa einer halben Million Menschen bewohnt. Im äußersten Osten Russlands gelegen, ist die Oblast ob ihrer reichen Öl- und Erdgasvorkommen wirtschaftlich interessant. Hauptstadt ist Juschno-Sachalinsk mit ca. 180.000 Einwohnern.
Gouverneur der Oblast ist Valery Limarenko, dessen Karriere vom Wissenschaftsmanager zu Ministerämtern der Regionalregierungen von Saratow und Nischni Nowgorod verlief. Und der aus unerfindlichen Gründen zum Gouverneur von Sachalin ernannt wurde. Jetzt wirbelt er dort und unterhält einen aktiven Telegram-Kanal, mit dem er sich ins rechte Licht setzt. In Bezug auf Russlands Krieg gegen die Ukraine übernimmt er die politische Position des Kremls. Zum Kriegsanfang kämpfte man gegen den Nazismus, aktuell für die Interessen Russlands. Das ist etwas pikant, denn Limarenko ist im ukrainischen Charkiw geboren, aufgewachsen und hat dort auch studiert.
In seinem Telegram-Kanal meldet Limarenko auch die im Krieg gefallenen Soldaten aus Sachalin. Und wirbt dort für die Unterstützung des Ukrainekrieges. Damit können wir die erste regionale Liste gefallener Soldaten vorstellen, die sich fast ausschließlich auf die Mitteilungen des Gouverneurs der Region stützt. Die Todeszahlen sind gemessen an der Bevölkerung extrem hoch.
Sachalin: Teil I bis 201 -- Teil II bis 500 -- Teil III ab 501
Perm - Mikrobezirk Krasnowa -- Urheber: CC BY 3.0 - Eigenes Werk -
Perm, die Haptstadt der Region, ist von Moskau gut 1.300 km entfernt. Die östlichste Millionenstadt Europas war noch bis 1991 eine für Ausländer verbotene Stadt. Der Grund waren die Rüstungsbetriebe in der Stadt. Auch heute verfügt die Stadt über eine sehr starke industrielle Produktion - noch vor Ufa und Jekaterinburg. Und als Nebenprodukt soll Perm auch die höchste Kriminalitätsrate Russlands aufweisen.
Die Region Perm gehört zum Föderationskreis Wolga, es leben dort etwa 2,6 Millionen Menschen, davon knapp eine Million in der Hauptstadt Perm.
Perm: Teil I bis 100 -- Teil II bis 200 -- Teil III bis 400 -- Teil IV bis 600 -- Teil V bis 800 -- Teil VI bis 1.000 -- Teil VII bis 1500 -- Teil VIII bis 2.000 -- Teil IX ab 2.001
Weiterlesen: Perm - nicht aus der Schlacht zurück gekehrt - Teil VIII
Straßenansicht Nischni Nowgorod -- Urheber: - Lizenz: Free Art License 1.3
Die Oblast Nischni Nowgorod liegt im europäischen Teil Russlands an der Wolga, ihre Fläche ist beinahe so groß wie Österreich. Von Moskau aus erreicht man die gleichnamige Hauptstadt leicht mit der Transsibierischen Eisenbahn, die Fahrtzeit beträgt etwa vier Stunden. Nischni Nowgorod gehört zu den interessantesten russischen Städten.
Mit Beginn der Mobilisierung Ende September 2022 haben sich die Todeszalhlen russischer Soldaten im Krieg gegen die Ukraine in fast allen Verwaltungseinheiten an der Wolga beschleunigt - auch aus der Oblast Nischni Nowgorod.
Nischni Nowgorod: Teil I bis 100 -- Teil II bis 300 -- Teil III bis 500 -- Teil IV bis 700 -- Teil V bis 1.000 -- Teil VI ab 1.001
Weiterlesen: Nischni Nowgorod: Die Besten gehen in der Ukraine in den Tod -- Teil IV
Moskau - Kremlmauer -- Foto: CC BY-SA 4.0 -- Lizenz:
Moskau - Hauptstadt Russlands und Regierungssitz - erst nach 141 Tagen Krieg und 2.500 hier öffentlich gemachten Kriegstoten konnten wir den ersten, uns bekannt gewordenen toten Soldaten aus der Stadt Moskau vermelden. Obwohl in der Stadt Moskau etwa acht Prozent der russischen Bevölkerung lebt, schien der Ukrainekrieg an der Hauptstadt ohne Verluste vorbeizuziehen. Passend dazu liefert die Erstinformation nicht ein Pressemedium aus der Stadt, sondern eine regionale Plattform aus Kaliningrad.
Die größte Stadt Russlands hat mit Abstand die geringste Anzahl an getöteten Soldaten gemessen an der Einwohnerzahl zu verzeichnen. Die Herrscher des Kremls schützen ihre Angehörigen.
Moskau: Teil I bis 100 -- Teil II bis 300 -- Teil III bis 500 -- Teil IV ab 501
Weiterlesen: Stadt Moskau - kaum Verluste im Ukrainekrieg -- Teil IV
Badestrand in Jewpatorija -- Foto: Andrew Butko -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Fläche der Halbinsel Krim ist etwas größer als das deutsche Bundesland Hessen, es leben etwa 2,4 Millionen Menschen in der autonomen Republik. Größte Stadt ist Sewastopol mit etwa 400.000 Einwohnern, die Hauptstadt ist allerdings Simferopol mit über 300.000 Einwohnern.
Zu Zeiten der Sowjetunion (1954) wurde die Krim der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik zugeschlagen. Dafür gab es gute wirtschaftliche Gründe. Der Landweg zur Krim führte durch die Ukraine, die Wasserversorgung kam ebenfalls zu großen Teilen aus der Ukraine.
All diese wirtschaftlichen Gründe dürften auch zum Teil für den russischen Überfall auf die Ukraine verantwortlich sein. Denn nach der widerrechtlichen Annexion der Krim durch Russland hatte die Ukraine die Wasserversorgung eingestellt. Die Erträge der Landwirtschaft gingen stark zurück.
Unter den für Russland getöteten Krimbewohner dürften sich viele dort stationierte russische Soldaten befinden, denn auf der Krim befand sich seit Auflösung der Sowjetunion ein russischer Marinestützpunkt.
Autonome Republik Krim: Teil I bis 300 -- Teil II bis 500 -- Teil III ab 501
Weiterlesen: Die für Russland gefallenen Soldaten von der Krim - Teil III
Sobinka - das ist eine Stadt mit etwa 17.000 Einwohnern, die 40 km westlich der Gebietshauptstadt Wladimir liegt. Wenn man nach Sehenswürdigkeiten der Stadt sucht, dann werden bevorzugt Denkmäler angegeben. Eines gibt es für die gefallenen Soldaten des zweiten Weltkrieges, ein anderes für Karl Marx und es gibt auch ein Denkmal für die im Krieg gegen die Ukraine getöteten Stadtbewohner. Vorausschauend hat man etwas Platz gelassen für künftige Kriegstote, besonders wählerisch war man auch nicht. Das berichtet eine lokale Initiative über neue Einträge:
Dedowsk ist eine Stadt 40 km von Moskau entfernt mit etwa 30.000 Einwohnern. Am Stadtrand gibt es ein Internat für Schüler mit Behinderungen mit dem schönen Namen "Dorf des Internats des Großvaters". Das Foto zeigt eine Veranstaltung der Schule zum Gedenken an einen ehemaligen Schüler, der im Krieg gegen die Ukraine als Söldner der Gruppe Wagner gefallen ist. Ganz links steht übrigens dessen Schwester.
Urmary - das ist eine Siedlung in der russischen Teilrepublik Tschuwaschien mit etwa 5.200 Einwohnern. Die örtliche Sekundarschule hat Anfang Mai eine eigene Heldengasse eingeweiht, zu Ehren ihrer ehemaligen Schüler, die in den Kriegen Russlands gefallen sind. Es handelt sich dabei um elf Kriegstote, wovon neun im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden - ziemliche viele für den kleinen Ort. Zwei dieser Namen waren noch nicht in unserer Liste.
Im Zentrum der Veranstaltung der Sekundarschule stand die Vermittlung von russischen Werten, wie fast alle öffentlichen Bildungseinrichtungen in Russland das im Moment tun. Wir geben den Wortlaut als übersetzten Originaltext wieder. Die Teilnehmerliste haben wir weggelassen.
Mawrino ist ein sehr kleines Dorf im Gebiet der städtischen Siedlung Frjanowo des Stadtbezirks Schtschelkowo, 2010 wurden gerade mal 15 Dorfbewohner gezählt. Von der Ringstraße rund um Moskau ist Mawrino etwa 50 km entfernt. Wir haben über dieses kleine Dorf schon mehrfach berichtet, denn auf dem örtlichen Friedhofsgelände war Ende 2022 ein Wagnerfriedhof entstanden, der sich so langsam füllte. (Bericht eins, zwei)
Obwohl der Friedhof nahe Moskau liegt ist sein Zustand miserabel. Es gibt zwar ein mächtiges Wagner-Denkmal, aber die Gräber werden nicht gepflegt (Bild Mitte). Jetzt haben die Grabpflege Anwohner übernommen (Bild rechts) und eine Liste veröffentlicht, die die Namen der dort begrabenen Söldner nennt. Die Liste wurde über die sozialen Netzwerke verbreitet, damit die Familien über den Verbleib ihrerer Angehörigen Bescheid wissen.
Weiterlesen: Der Wagner-Friedhof im kleinen Dorf Mawrino - Teil III
Die russische Staatsduma beschloss im April 2024, dass junge Männer, die ihren Wehrdienst ableisten, vom ersten Tag an sich für einen Vertragsdienst verpflichten können. Diese Soldaten können dann auch im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt werden. Und so geschieht es, dass solch junge Leute fast ohne Vorbereitung an die Front geworfen werden - genau so wie die vielen Freiwilligen, über die wir hier berichten.
Artem Aleksejewitsch Satalkin, geboren am 25. Februar 2006, ist der bisher jüngste russische Soldat in unserer Statistik, der im Krieg gegen die Ukraine gefallen ist. Er stammte aus Tscherepowez, einer Großstadt in der Oblast Wologda. Getötet wurde Artem am 27. Mai 2024, also etwa drei Monate nach seinem 18. Geburtstag. Wir wissen nicht, warum sich Artem für den Vertragsdienst entschieden hat. In den Kommentaren ist auch davon die Rede, dass er sich damit einer längeren Gefängnisstrafe entledigen wollte. Aber bestätigt wurde dies nicht in den vielen Nachrichten zu seinem Tod.
Aus manch einem Kommentar der Leser kann man das Entsetzen über den frühen Tod von Artem heraushören. Doch die staatlichen Institutionen reagieren auf ihre Weise - die ehemaligen Schulen von Artem mussten lange Beiträge über ihren Schüler auf VKontakte absondern. Den Ausführlichsten wollen wir hier dokumentieren:
Dorf Worontsowo auf Taimyr -- Foto: Полярник таймыра -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Bleiben wir noch etwas in den extrem kalten Regionen Russlands. Über die Halbinsel Taimyr haben wir hier schon berichtet, heute geht es um ein kleines Dorf Worontsowo in der Region. Es liegt an der Mündung des Jenissei, kurz bevor er in den Jenissei-Golf der Karasee mündet , im südwestlichen Teil der Taimyr-Halbinsel . Von der Hauptstadt Krasnojarsk ist das Dorf 2.390 km entfernt. Das Dorf hatte 2010 noch 253 Einwohner und ist schwer zu erreichen: Mit dem Schiff nur von Juni bis Anfang Oktober, die nächste Stadt Dudinka erreicht man von Ende Juni bis Ende September mit dem Motorschiff "Hansuta Japtune" einmal in 2 Wochen, in der übrigen Zeit des Jahres - mit dem Hubschrauber, einmal in 2 Wochen.
Auch aus diesem kleinen Ort hat sich ein junger Mann für den Krieg in der Ukraine verpflichtet.
Blick auf Ryrkaipij von der Straße aus Richtung Kap Schmidt. In der Mitte der Koschewnikow-Felsen, die westliche „Hälfte“ des Kaps Schmidt; davor die Nordbucht der Tschuktschensee (Ende April 2006) -- Foto: Шабанов -- Lizenz: CC BY-SA 3.0
Ryrkaipij ist ein kleines Dorf ganz im Nordosten Russlands im Autonomen Kreis der Tschuktschen. Es liegt an der Küste der Tschuktensee, ein Randmeer des Arktischen Ozeans. Ganz in der Nähe liegt das Kap "Otto Schmidt", benannt nach einem russischen Polarforscher und eine Militärsiedlung mit gleichem Namen.
Nicht weit entfernt vom Dorf gibt es eine sehr große Walross-Kolonie an einer Klippe. 2017 sprangen mehr als 100 Walrosse aus Angst vor einem Eisbären von der Klippe in den Tod und wurden ein gefundenes Fressen für noch mehr Eisbären. Im Dezember 2019 trafen über 50 Eisbären auf der Suche nach Nahrung dort ein. Das öffentliche Leben im Dorf kam zum Erliegen und man dachte darüber nach, die Siedlung ganz aufzugeben.
Aber auch generell geht es begab mir Ryrkaipij - 2010 lebten noch 766 Einwohner dort, 2021 waren es nur noch 527. Wir schreiben das alles, weil Alexej Memlyragtyn, 1985 geboren in Ryrkaipij , jetzt auch im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde.
Jakow Aleksandrowotsch Erschow | Sergey (Tsydyp) Wladimirwitsich | Danil Sergeewitsch Dimitriew |
(geb. 2000) | Otschirow (geb. 1996) | (geb. 2001) |
Wir haben seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges drei Fälle dokumentiert, bei denen junge russische Soldaten in ukrainische Kriegsgefangenschaft gerieten. Alle drei Soldaten sind tot den russischen Behörden übergeben worden. Wir wissen nicht, was in der Gefangenschaft passiert ist, ob es überhaupt einen tödlichen Übergriff ukrainischer Gefängniswärter oder Soldaten gab. Der dritte Fall, der auch in 2022 stattfand und der erst im Mai 24 öffentlich wurde, veranlasste uns eigene Recherchen anzustellen. (Beitrag Erschow -- Beitrag Otschirow/Dimitriew)
Vorneweg: Der russische Angriffskrieg ist ein Verstoß gegen das Völkerrecht, ein Verstoß gegen zahlreiche internationale Verträge und ein ungeheures Verbrechen am Land und am Volk der Ukraine. Russland ist der Täter, die Ukraine das Opfer. Wir meinen aber, dass trotz dieser klaren Verhältnisse die Ukraine in ihrem Abwehrkampf auch an das Völkerrecht gebunden ist. Das bedeutet, dass russische Kriegsgefangene kein Freiwild darstellen.
Wir haben deshalb zunächst bei der ukrainischen Botschaft und beim ukrainischen Verteidigungsministerium angefragt, was mit dem aktuellen Kriegsgefangenen passiert wäre, der tot seinen Angehörigen übergeben wurden. Den Wortlaut unserer Anfrage veröffentlichen wir am Ende des Beitrags. Wir haben keine Antwort erhalten.
Als nächsten Schritt haben wir am 1. Juni 24 beim deutschen Auswärtigem Amt nachgefragt, erst nach Anmahnung erhielten wir ein Rückantwort auf unsere Fragen, die wir zunächst nicht kommentieren wollen:
Um die Bestände der russischen Armee aufzufüllen, nehmen die Rekrutierer beinahe jeden Mann, wenn er nur aufrecht stehen kann. Aktuell zeigen wir jeden Tag einen neuen Youngster, der nach dem Jahr 2000 geboren wurde und aus den unterschiedlichsten Gründen im Krieg gegen die Ukraine gelandet ist - mit tödlichem Ausgang. Ein Militär mit etwas Verantwortungsgefühl hätte all diese jungen Leute nach Hause schicken müssen.
Aber wir finden auch zahlreiche Männer, die auf Grund ihres fortgeschrittenen Alters eigentlich ihren wohlverdienten Ruhestand genießen sollten und sich trotzdem noch einmal im Kriegshandwerk versuchen wollten. Der Beweggrund, obwohl das öffentlich niemand zugeben mag, ist immer das viele Geld, das man an der Front verdienen kann. Wir haben hier acht Gevatter zusammengestellt, die sich freiwillig gemeldet hatten und im Sarg wieder zurück gekommen sind. Allen gemeinsam ist, dass nirgends ihr Alter angegeben ist - wohl aus durchsichtigem Grund.
Wolsk ist eine mittelgroße Stadt in der russischen Oblast Saratow. Sie liegt am Ufer der Wolga, aber auch sie leidet unter Schwund. Im Jahr 2010 hatte Wolsk noch 66,5 Tausend Einwohner, 2021 zählte man nur noch 55 Tausend.
Am 11. Juni 24 wurde in der Stadt der 41-jährige Unteroffizier Wassili Lebedinski zu Grabe getragen. Er hatte die Gruppe Wagner überlebt, aber danach in den Reihen der russischen Armee weiter gekämpft. Er wurde am 1. Mai dann doch getötet. Seine Familie weigerte sich, den Mann zu begraben.
Wassili Lebedinski hatte eine finstere Vita. Bereits im Jahr 2002 wurde er wegen Mordes verurteilt. Er saß seine Strafe ab, kam nach Wolsk zurück und wurde wegen Diebstahls erneut bestraft.
Falls nichts dazwischen kommt, können wir die Zusammenfassung des Monats August am späten Abend des kommenden Mittwochs Donnerstags (12.09.24) vorlegen.
Es ist ein ständiges Rennen gegen die Zeit - wenn wir uns eine Wochenendpause gönnen, dann ist es auf Grund der vielen Kriegsopfer nur schwer möglich, wieder aktuell zu werden.
09.09.24 -- OM
Im Zeitraum ab dem 15. August sind die Berichte über getötete russische Soldaten zurückgegangen. Die Anzahl der gefallenen Soldaten, die wir bearbeiten, ist aber gleichbleibend sehr hoch. Das erklärt sich daraus, dass immer mehr Altfälle öffentlich werden.
Es gibt Verzeichnisse von Friedhöfen, bei denen die Toten aus dem Krieg gegen die Ukraine ausgewiesen werden, es gibt Filme, die die Kriegsgräber auf den Friedhöfen dokumentieren und es gibt Initiativen, die in den Regionen systematisch die Friedhöfe und Medien nach gefallenen Soldaten durchsuchen. So kommen eine Menge Altfälle auf unseren Tisch.
Soweit möglich, werden wir in unserem Abschluss des Monats August versuchen, die Anzahl zu quantifizieren.
Wir meinen, jene russische Sperrverfügung zielt genau in die richtige Richtung. Wir versuchen immer wieder, nicht nur schnöde Zahlen zu liefern, sondern den vielen russischen Opfern dieses Krieges ein Gesicht zu geben. Noch immer ist für uns aktuell, was wir mit einem Tucholsky-Zitat am 11. Januar 23 beschrieben haben:
Es wird von den Schrecknissen des Krieges gesprochen. Darauf sagt ein Diplomat vom Quai d’Orsay: „Der Krieg? Ich kann das nicht so schrecklich finden! Der Tod eines Menschen: das ist eine Katastrophe. Hunderttausend Tote: das ist eine Statistik!“
Die Rückbesinnung auf das Leid der einzelnen Menschen kann man natürlich in russischem Juristensprech als "als Verstoß gegen die Rechte der Bürger auf Privatsphäre, Persönlichkeits- und Familiengeheimnis" bezeichnen. Abgesehen davon, dass wir nur das publizieren, was bereits öffentlich gemacht wurde, zeigt jene Reaktion aus Russland, dass wir mit unseren Veröffentlichungen nicht ganz falsch liegen.
Unser Bericht über die beiden Kriegsdienstverweigerer aus Kemerowo, Gennadi und Semjon Kiskorow, stützt sich auf Informationen der russischen Agentur Astra. Die russisch sprachige Webseite von "Radio Free Europe" hat am 20.08.24 einen aktuelleren Beitrag veröffentlicht, der auch eigene Recherchen enthält. Das Thema wird mit mehr Details behandelt, die Autoren vermuten, dass auch der zweite Bruder nicht mehr lebt.
Am 13. Juni 24 veröffentlichte das US-amerikanische Verteidigungsministerium Zahlen zu den russischen Kriegsopfern. Verteidigungsminister Austin sagte dazu bei einem Nato-Treffen, dass seit Beginn des Krieges mindestens 350.000 russische Soldaten getötet oder verwundet wurden.
Den Bericht haben wir erst jetzt zur Kenntnis genommen.
Immer wieder von Neuem schockiert uns die Menschenverachtung und Brutalität des russischen Militärs. Und nein - wir meinen damit nicht, was dieses Militär ihrem Gegner den Ukrainern antut - das tut es sowieso in diesem Krieg, sondern wir meinen den Umgang mit den eigenen Soldaten. Ohne Ausbildung werden sie schlecht bewaffnet an die Front geworfen, heute angekommen, morgen tot und niemand scheint sich dafür zu interessieren.
In einem Beitrag der Exilpublikation Meduza wird über ein besonders grausames Regiment berichtet, das früher eine Einheit der "Donezker Volksrepublik" war. Dort würden die Soldaten als "Fleisch" begriffen, das man für den Erfolg der Schlacht opfern würde. Schuld wären die Kommandeure der ehemaligen Volksrepublik, die 2014 im Donbass die Macht übernahmen und eigentlich ukrainischer Herkunft wären.
Bei solcher Darstellung sind wir nur entsetzt. Abgesehen davon, dass alle Einheiten inzwischen der russischen Militärführung unterstellt sind, bestand die sogenannte Volksmiliz der "Donezker Volksrepublik" zum großen Teil auch aus Russen. Die Führung wurden teilweise vom russischen Geheimdienst dort hin abgestellt. Und wer von den Kommandeuren nicht nach der russischen Pfeife tanzen wollte, wurde schnell liquidiert.
Es gibt einen neueren Beitrag der BBC zu unserem Thema (Bericht vom 04.08.24), den russischen Verlusten im Krieg gegen die Ukraine. Darin wird von der bisherigen Abschätzung der tatsächlichen Kriegstoten abgewichen. Bisher hat die BBC angenommen, dass aus offenen Quellen nur die Hälfte der Kriegstoten ermittelt würden. In deren Statistik wurde folglich von einer doppelten Anzahl an russischen Kriegstoten ausgegangen. Im neuen Beitrag schreibt die Autorin: "Militärexperten meinen, unsere Analyse russischer Friedhöfe, Kriegsdenkmäler und Todesanzeigen erfasse 55-70% der wahren Todeszahlen..."
Das enspricht in etwa der Linie, die wir seit unserer ersten Abschätzung vertreten haben - nämlich dass wir nur etwa 60% aller Kriegsopfer erfassen. Ansonsten berichtet die BBC wieder von jenen 20.000 - 25.000 Kriegstoten der Donbassmilizen, die man noch addieren müsse. Vielleicht - vielleicht auch nicht, meinen wir. Denn jene Milizen sind zum großen Teil mit russischen Staatsbürgern aus ganz Russland bestückt, die dann auch in den regionalen Todesmeldungen in Russland wieder auftauchen. Ukrainische Bürger, die auf der Seite Russlands kämpfen, erfassen wir auch und benennen sie regelmäßig bei den Auswertungen.
Da wir ständig die russische Presse durchsuchen, ein paar Worte zum Thema Kursk. Für uns völlig überraschend ist, dass selbst relativ "liberale" Medien wie z.B. Fontanka aus St. Petersburg kaum darüber berichten. Wenn man einen Artikel findet, dann basiert der auf den offiziellen Verlaubarungen zu diesem Thema. Ansonsten in welche Region man auch schaut, keine Berichte sind auf den Titelseiten zu finden.
Wir sitzen gerade an der Auswertung des Monats Juli 24 und sind guter Hoffnung, alles bis morgen abschließen zu können. Mit aktuellen Nachrichten geht es auch ab Donnerstag weiter.
Wir haben heute den 23. Juli abgearbeitet, sind also eine Woche im Rückstand. Die Todeszahlen bleiben hoch. Der Monatsabschluss des Juli wird sich um etwa 10 Tage verzögern. Deshalb ein paar Trands im Voraus:
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt inormierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
Jewgeni Wiktorowitsch, 20 Jahre
Mit breitem Lächeln posiert Jewgeni Wiktorowitsch Tokarew für die Kamera. Jewgeni, geboren am 2. April 2004, kam aus der städtischen Siedlung Tugylm im Osten der Oblast Swerdlowsk. Die Menschen aus dem Dorf arbeiten zumeist in Tjumen, da Tjumen nur 50 km entfernt ist. Ob er als Freiwilliger, Vertragssoldat oder als Wehrpflichtiger im Einsatz war, wird nirgends angegeben. Jewgeni wurde in der russischen Region Kursk am 10. August 24 getötet.
Ein Mann mit einem schwierigen Schicksal bedeutet nach unserer Erfahrung nichts Gutes. Meist benutzen die russischen Autoren dieses Begrifflichkeit, wenn ein Mann sich wegen einer Strafermittlung oder Verurteilung bei der Armee verdingt hatte und im Krieg getötet wurde. Vielleicht trifft das auch auf Danila Sergejewitsch Owsjannikow, dem sehr jungen Mann mit schwierigem Schicksal.
Danila, geboren am 4. November 2005, kam aus der russischen Stadt Kostroma, die etwa 300 km nordöstlich von Moskau liegt. Seine Ausbildung an der Berufsschule hat er abgebrochen und sich freiwillig (?) zum Kriegsdienst gemeldet - Rufzeichen Boxer.
"Er wollte immer zeigen, dass er im Leben viel erreichen würde. Er hatte vielleicht nicht immer Erfolg, wie viele Jungen, aber er versuchte es", heißt es in seinem Nachruf. Viel ist es nicht geworden, Danila wurde in der Nacht vom 8. auf 9. August getötet, als seine Kolonne in der Region Kursk durch ukrainische Raketen komplett zerstört wurde. Siehe unseren Bericht.
Kargopol ist eine der ältesten Stadte in der Region Archangelsk mit weniger als 9.000 Einwohnern. Ein Soldat aus der Stadt wurde bei jenem HIMARS-Angiff in der Nacht vom 8. auf 9. August getötet. Die Verwaltung der Stadt schrieb darauf folgenden Nachruf:
Michail Anatoljewitsch Sofronow starb bei der Erfüllung von Aufgaben während einer speziellen Militäroperation auf dem Gebiet der Region Kursk am 9. August 2024.
Michail Anatoljewitsch, geboren am 2. Oktober 1974, ist Absolvent der Uchotskaja-Sekundarschule, er war ein fröhlicher, freundlicher, sympathischer Mensch, immer bereit zu helfen.
Während seines Dienstes blieb M.A. Sofronov dem Militäreid treu, hielt sich heilig an die Verfassung der Russischen Föderation, hielt sich strikt an die Anforderungen der Militärvorschriften und Befehle der Kommandeure, erfüllte seine Pflicht mit Würde, war mutig und entschlossen, ein wahrer Patriot sein Land.
Pawel Alexandrowitsch Tscheremisin aus der russischen Region Karelien ist am 6. Juni 2024 im Krieg gegen die Ukraine getötet worde. Zu seinem Tod finden sich einige Einträge bei VKontakte, nur nennt niemand sein Alter oder Geburtsdatum. Auf Grund seines jugendlichen Aussehens haben wir versucht etwas mehr über Pawel zu erfahren und sind fündig geworden. Aber gleich vorneweg - sein Alter konnten wir nicht recherchieren.
Dafür fanden wir ein Urteil des Stadtgerichts Segescha vom 29. März 2023. Darin wird Pawel so charkterisiert: Er hat eine Meldepflicht und einen ständigen Wohnsitz, wird vom örtlichen Polizeikommissar zufriedenstellend beschrieben, es liegen keine Beschwerden über das Verhalten zu Hause vor, ist ledig, hat ein unterhaltsberechtigtes kleines Kind und ist nicht erwerbstätig, nicht bei der Agentur für Arbeit gemeldet; keine Vorstrafen. Am Ende des Urteils wird Pawel zu einer fünfjährigen Strafe wegen des versuchten Handels mit Drogen verurteilt.
Den Rest der Geschichte kann man sich getrost zusammenreimen. Pawel wurde vor oder während der Haft zu einem Sturm-V Kommando rekrutiert. So kam er frei, musste aber bei Angriffen ganz vorne dabei sein.
„Wir wollen es nicht glauben, es scheint, als würde es an der Tür klingeln, wir werden uns umarmen und weinen, dass das nicht so ist ... Unsere kleine, warme Sonne ...“, schrieb seine Mutter.
Manchmal stolpert man über alte Fälle. Jedes Jahr zum Geburtstag von Wladimir Igorewitsch Nozdrin veröffentlichen Freunde auf VKontakte eine Todesanzeige. Geht man der Sache nach, dann findet man einen Donbass-Separatisten der ersten Stunde. Dumm nur, dass auch dieser "Separatist" gar nicht aus dem Donbass stammte, sondern aus der russischen Stadt Rostow am Don.
Wladimir wurde am 22.04.1984 dort geboren und bei einer der vielen Kampfhandlungen an der Demarkationslinie am 12.06.2017 getötet.
Ab 1. August 2014 kämpfte er in der LPR (ab 24. September - CheGuevara Brigade), dann ab 11. Mai 2015 in der DPR (GRU-Spezialeinheiten).
Artem Jurjewitsch Turowtsew kam aus dem Dorf Krasnoswobodnoje in der Region Tambow. Das ist beinahe alles, was wir über den russischen Soldaten wissen.
Aber auch Artem befand sich in jener Kolonne, die in der Nacht vom 8. und 9. August in der Region Kursk durch einen HIMARS-Raketenangriff der ukrainischen Armee komplett zerstört wurde.
Im Nachruf schreibt die Dorfgemeinde: "Für seine Landsleute und Einwohner Russlands wird Artjom Jurjewitsch für immer ein Beispiel der Loyalität gegenüber dem Vaterland bleiben. Wir werden sein Andenken für immer in unseren Herzen behalten...
P. S. KRIEG WIRD NUR VON DENEN GELIEBT, DIE DURCH IHN BEREICHERT WERDEN. WIR ALLE WOLLEN DEN FRIEDEN, ABER WIR KÖNNEN IHN NOCH NICHT ERREICHEN...."
Telegram - 17.08.2024 - Antikriegsprojekt der Region Stawropol:
Ein Soldat aus Mineralnyje Wody starb in der Nähe von Kursk.
Der Name des Verstorbenen war Viktor Okunew. Er war 43 Jahre alt. Den Fotos zufolge war der Mann ein Vertragssoldat.
Ich werde nicht müde, zu wiederholen, dass der Krieg gegen die Ukraine beendet werden muss. Er wird die Toten nicht zurückbringen, aber er wird das endlose Fließband des Todes zugunsten eines verrückten alten Tschekisten stoppen, der am Ende seines Lebens steht. Männer haben im zivilen Leben etwas zu tun!
Nein zum Krieg!
Namensliste der verstorbenen Soldaten aus Mineralnyje Wody (70 Namen):
https://teletype.in/@otkrovenya_minvod/spisok-pogibshih-minvody
Allgemeine Liste der Opfer aus der gesamten Region Stawropol (1255 Namen):
https://teletype.in/@otkrovenya_minvod/spisok-pogibshih-stavropolye
Warum findet das russische Militär immer wieder neue Soldaten als Freiwillige, wenn doch klar ist, dass die Chance den Militärdienst gesund zu überleben recht klein ist? Natürlich spielen die hohen Zahlungen des Staats eine Rolle, dieses Risiko einzugehen. Manchmal findet man die Antwort auch in den Lebensläufen der Soldaten.
Juri Andrejewitsch Talbuninin, geboren am 11.11.1998, kam aus der großen Siedlung Mogoituy in Transbaikalien. Ende Juni 24 unterschrieb er einen Vertrag, am 1. August 24 starb er im Krankenhaus an seinen Verletzungen. Er war sicher weniger als 14 Tage an der Front. Im Nachruf schreibt die Ortsverwaltung:
Bis zu seinem 16. Lebensjahr lebte er mit seinen Eltern im Dorf Nomokonowo. Dann zog er nach Mogoituy und lebte bei seinem Onkel. Absolvent von neun Klassen. Verheiratet. Arbeitete von 2018 bis 2020 als Hilfsarbeiter im Café Bagulnik. Er arbeitete auch als Metzger im Café ODON und bekam dann eine Anstellung im Straßendienst des Dorfes Zabaikalsk.
Im Februar 2024 bekam er eine Stelle als Lader-Spedition bei Partners Noyabrsk LLC (Novaya Chara, Udokan Copper). Er hat 2 Monate lang in einer Schicht gearbeitet.
Artem Dobrodumski war ein 22-jähriger Wehrpflichtiger, der bei der ukrainischen Offensive in der Region Kursk getötet wurde. Der junge Mann kam aus der Stadt Schachti in der Region Rostow am Don.
Sein Tod wurde durch den Karate-Klub bekannt gemacht, für den er wohl mehrfach erfolgreich antrat. Die Tatsache, dass Artem ein Wehrpflichtiger war, löschte der Karate-Club umgehend.