31.12.22 - 7.884 // 28.02.23 - 12.227
Russlands Präsident schickt die Jugend seines Landes in einen verbrecherischen Krieg. Wie viele russische Soldaten inzwischen in der Ukraine ihr Leben gelassen haben, können wir nicht komplett aufklären. Wir sammeln hier die Todesmeldungen aus den Regionen und sozialen Medien und verschaffen so zumindest einen ungefähren Überblick.
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Berichte aus 61 Regionen Russlands: Liste der Auswertungen finden Sie hier - Aktuell 28.02.23 | Alle Regionen werden ständig aktualisiert.
Im europäischen Teil Russlands liegt die kleine autonome Republik Tschuwaschien. Im Nordosten dieser Republik liegt der Distrikt Mariinsky-Posadsky. An der Schule wurde am 07. Oktober zweier „Helden“ gedacht (Foto links), die mal dort die Schulbank gedrückt hatten, später beim Militär gelandet waren und bei „Spezialeinsätzen“ getötet wurden. All das wäre nicht erwähnenswert, wäre der erste Soldat nicht im August 2014 gefallen.
Weiterlesen: Eine kleine Gedenktafel deckt eine große Lüge auf
Während in Westeuropa immer noch darüber debattiert wird, ob man der Ukraine in ihrem Abwehrkampf schwere Panzer liefern sollte, liefert ein Staat aus dem Osten der ukrainischen Armee kontinuierlich schweres Gerät und das in großen Mengen.
Die Rede ist von Russland, dessen Truppen selbst modernste Panzer auf der Flucht zurücklassen - weil der Treibstoff alle ist, weil das Gerät nicht mehr fahren mag oder durch Beschuss leicht beschädigt ist, oder einfach aus Angst für eine verbrecherische Sache zu sterben.
Die Daten für die Grafik liefert Oryx.
Wie immer in der Vergangenheit unterstützt die Kirche die Kriege der eigenen Regierung. Und die Soldaten ziehen in den Kampf - mit Gott auf ihrer Seite. Wir haben berichtet, dass die orthodoxen Kirchenfürsten in Russland genau so wie ihre muslimischen Kollegen Russlands Angriffskrieg unterstützen. Da wundert es nicht, dass auch die buddhistischen Geistlichen ihre Gemeinde im Kampf gegen die Ukraine geistlich aufrüsten oder gleich selbst mit in den Kampf ziehen.
Unter dem Titel "Freiwillig vor und unfreiwillig schnell zurück" haben wir über fünf Freiwillige aus Baschkortostan berichtet, die sich für das "Shaimuratov"-Bataillon gemeldet hatten. Die Soldaten waren seit Ende August im Kampfgebiet und es dauerte keine vier Wochen, bis sie als Cargo 200 die Heimreise antraten. Dass das Desaster allerdings noch viel größer ist, konnte man bisher nur vermuten. Der Gouverneur von Baschkortistan, Radiy Khabirov, räumte das jetzt indirekt ein.
Saratow an der Wolga - Urheber/Fotograf: CC BY-SA 4.0
Die Oblast und Stadt Saratow haben eine deutsche Geschichte. Auf Einladung der deutschstämmigen Zarin Katharina II zogen sehr viele Deutsche, besonders aus Süddeutschland, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in die Region - die Wolgadeutschen, wie sie genannt wurden. Josef Stalin beendete dann 1941 deren Einfluss auf die Region. Aus Angst vor Kollaboration mit den vorrückenden deutschen Truppen wurden die deutschstämmigen Bürger nach Zentralasien und Sibirien deportiert.
Auch Saratow hat eine hohe Anzahl von gefallenen Soldaten im Krieg gegen die Ukraine zu verzeichnen.
Saratow: Teil I bis 99 -- Teil II bis 300 -- Teil III ab 301
Bodaibo ist eine Kleinstadt in der Oblast Irkutsk mit ca. 15.000 Einwohnern. Von der Hauptstadt Irkutsk ist der Ort etwa 900 km entfernt. Und von Irkutsk ist Moskau über 4.000 km Luftlinie entfernt. Aber auch in Bodaibo wird mobilisiert.
"Die Bewohner der Stadt Bodaibo verabschiedeten am 29. September voller Stolz und Glauben acht mobilisierte Landsleute", schreibt die Verwaltung der Stadt in ihrem Internetauftritt.
Tartarstan ist eine der bevölkerungsreichsten autonomen Republiken Russlands. Die Tataren, überwiegend Moslems, machen über 50 Prozent der Bevölkerung aus und tragen auch die Hauptlast des Krieges gegen die Ukraine. 150 Kriegstote hatten wir bisher verzeichnet, der 151. ist gleichzeitig der 4.000 registrierte russische Kriegstote in unserer Zusammenstellung - und auch kein Moslem.
Ein Verbrechen des Tschetschenienkrieges , das damals großes Aufsehen erregt hatte, wird im Ukrainekrieg wieder aktuell. Angeklagt waren damals zwei junge russische Leutnants, deren Verurteilung von Ramsan Kadirow lautstark eingefordert worden war.
Am 15. Januar 2003 während des zweiten Tschetschenienkrieges errichtete eine Gruppe von russischen Geheimdienstoffizieren eine Straßensperre im Bereich des Flughafens von Grosny. Die Soldaten sollen betrunken gewesen sein und trugen grüne Gesichtsmasken. Es kam zu brutalen Übergriffen auf die vorbei fahrenden Einheimischen.
Weiterlesen: Vom Krieg gegen die Tschetschenen zum Krieg gegen die Ukraine
Zu Beginn des Ukrainekrieges war es eine einfache Sache, die russischen Kriegstoten in den lokalen Medien zu finden. Wir mussten nur deren Internetauftritt recherchieren und über deren Archiv die Zeiträume ab dem 24. Februar 22 durchsuchen. Häufig führten diese sogar eigene Auflistungen und Statistiken, in denen sie ihre Reportagen über Kriegsverluste zusammenfassten.
Er kämpfte in Tschetschenien, marschierte mit gegen Georgien, 2014 war er bei der Annexion der Krim dabei, in Syrien half er dem Regime Assat, mit dem Warlord Chalifa Haftar wollte er die Regierung Libyens stürzen, so ein Kerl musste auch für Putin in der Ukraine die Kartoffeln aus dem Feuer holen. Natürlich geht das nicht nicht mit der russischen Armee sondern mit den harten Kerlen der Gruppe Wagner. Und wenn es zwischendurch mal nichts zu kämpfen gab, dann kujonierte er beim Geheimdienst in Wolgograd.
Die Rede ist von Alexej Nagin, unserem „Universal Soldier“, der sich sogar um die Außenwirkung der Gruppe Wagner sorgte und an einem Film über deren Heldentaten mitarbeitete: The best in hell, so der Titel.
Die alte preußische Losung "Mit Gott für König und Vaterland" scheint auch für den russischen Krieg gegen die Ukraine aufgewärmt zu werden. Denn die verschiedenen Religionen in Russland unterstützen den Krieg in ihrer Mehrzahl. Wer sich gruseln will, der gehe mit Googles Übersetzer mal auf die Seite Синодик (Synodik) beim russischen Facebook und liest, was im Namen der christlichen Religion dort verfasst wird. Die geistlichen Führer Russlands - egal ob Christ oder Muslim - unterstützen den Krieg.
Die hier zusammengestellten Todesmeldungen stammen aus 44 Regionen und Teilrepubliken Russlands mit einer Einwohnerzahl von 91 Millionen Menschen, also 63% der gesamten Bevölkerung Russlands. Welche Regionen in die Zählung Eingang gefunden haben, erfolgte auf Grund der ersten eingegangen Todesmeldungen - also ohne System. Alle Meldungen kommen aus den lokalen Internetmedien, aus dem sozialen Netzwerk vk.com und aus wenigen Telegram-Mitteilungen.
Die nach absoluten Zahlen höchsten Todesmeldungen verzeichnen Burjatien (306), Dagestan (243), Wolgograd (208) und Baschkortostan (205). Rechnet man die gemeldeten Todeszahlen auf die Bevölkerung der Regionen nach Kriegstoten pro 100.000 Einwohner um, ergeben sich folgende Höchstwerte: Tuwa, - Heimat von Kriegsminister Schoigu – (33,45), Burjatien (31,48), Nord- & Südossetien (18,92), und Altai Republik (17,46).
Für Burjatien haben wir mehr als 300 Kriegstote veröffentlicht, Dagestand bleibt heute bei 240, Baschkirien und Wolgograd sind kurz vor 200 gefallenen Soldaten, und Tuwa, die Heimat des russischen Kriegsministers Schoigu, verzeichnet jetzt auch über 100 Tote im Ukrainekrieg. Damit bleibt die kleine Republik Spitzenreiter, wenn man die Kriegstoten im Verhältnis zur Bevölkerung betrachtet. Tuwa verzeichnet 33 Gefallene auf 100.000 Einwohner.
Weiterlesen: Russische Kriegstote am 18.09. neu hinzugefügt.
Im Krieg Russlands gegen die Ukraine werden täglich neue moralische Tiefpunkte gesetzt und man meint, schlimmer geht es nimmer. Offensichtlich mangelt es den Russen an Soldaten, die bereit sind, in die Ukraine zu ziehen. Und so versucht man in den Gefängnissen, neue Todesmutige zu gewinnen. Allerdings macht das nicht der Staat, sondern überlässt die Akquisition von Kämpfern der Privatarmee von Putins Koch, Jewgeni Wiktorowitsch Prigoschin. Der macht das persönlich, wie ein Video in einem Gefängnis zeigt, wo er Soldaten für seine Privatarmee TschWK (PMC) Wagner gewinnen will. Wer in den Krieg zieht, bekommt Straferlass oder den Tod. Den Text seiner Rede dokumentieren wir auf Deutsch.
Kamil Khabibnazarov war ein junger russischer Soldat, der mit 22 Jahren im März 22 im Ukrainekrieg sein Leben lassen musste. Nur über einen DNA-Test konnte er überhaupt identifiziert werden. Am 11. April wurde er in einem geschlossenen Sarg beerdigt. Wir haben seinen Tod in Nowosibirsk unter der Position 21 festgehalten. All das ist schon traurig genug, aktuell wurde aus seinem Tod ein militärisches Spektakel veranstaltet.
Auf der Flucht - drei gepanzerte Mannschaftstransporter im Fluss ersoffen - Quelle: Twitter
Balaklija (Balakleya) war der erste größere Ort, der im Verlauf der ukrainischen Gegenoffensive am 08. September von der russischen Besatzung befreit wurde. Unter den dort stationierten russischen Soldaten befand sich auch eine größere Anzahl von Inguschen, die von der ukrainischen Armee umzingelt wurden. Drei davon starben, zwischen 16 und 25 Soldaten wurden verletzt, ein Teil wurde gefangen genommen, Anderen gelang die Flucht.
DIESE NACHRICHT (MATERIAL) WIRD VON EINEM AUSLÄNDISCHEN MASSENMEDIUM, DAS DIE FUNKTIONEN EINES AUSLÄNDISCHEN VERTRETERS AUSFÜHRT UND (ODER) EINER RUSSISCHEN JURISTISCHEN PERSON, DIE DIE FUNKTIONEN EINES AUSLÄNDISCHEN VERTRETERS AUSFÜHRT, ERSTELLT UND (ODER) VERTEILT.
Genau so muss der Anfang jeder Nachricht, ob kurz oder lang, gekennzeichnet werden, die der "Kaukasische Knoten" ( Кавказский Узел Kavkazskij Uzel) auf seiner Webseite veröffentlicht. Das Medium ist eine wichtige und zuverlässige Informationsquelle, die unabhängige Nachrichten aus dem russischen Krisenherd Kaukasus veröffentlicht. Und wir beziehen auch manche Nachricht über gefallene russische Soldaten über jene Informationsquelle. Die Redaktion sitzt in Moskau, aber ihre Korrespondenten aus dem Kaukasus leben gefährlich. Aktuell wurde ein Mitarbeiter in Elista, der Hauptstadt der Teilrepublik Kalmückien vor seinem Haus zusammengeschlagen.
Ohne den Google-Übersetzer wäre unsere Dokumentation russischer Kriegstoter nicht möglich. Nach bescheidenen Anfängen liefert die Übersetzungsfunktion inzwischen gut verständliche Texte mit verschmerzbaren Fehlern. Nur mit Namen hat sie so ihre Schwierigkeiten und das macht das Zuordnen von Personen manchmal schwierig.
Kaspisches Meer bei Derbent/Dagestan -- Urheber: CC BY-SA 4.0 //
Dagestan galt lange als eine der unruhigsten Republiken des Kaukasus. Islamisten stellten die von Russland diktierte Ordnung in Frage. So haben die bewaffneten Konflikte im Kaukasus seit 2014 knapp 150 Sicherheitskräften das Leben gekostet. Das ist jetzt vorbei - vom Beginn Russlands Krieg gegen die Ukraine an sind die ethnisch/religiösen Konflikte kein Thema mehr. Gestorben wird jetzt in der Ukraine und davon reichlich. Führend im Kaukasus ist Dagestan.
Dagestan: Teil I bis Position 101, Teil II bis zur Position 199, Teil III bis Position 400 -- Teil IV ab 401
Weiterlesen: Dagestan - Aufgabe erfüllt bis zum Tod -- Teil III
Extrem mühsam das Eintragen der Kriegstoten nach Regionen zur Zeit. Meist tingeln wir durch die Dörfer der Provinz, die man noch niemals gehört hat. Auch die Suche via Google oder Bing hilft kaum. Die Weiler haben keine eindeutigen Namen - meist kommt das Dorf in den verschiedensten Regionen mehrfach vor.
Doch die Sache hat System - die Landbevölkerung wird bewusst an der Front verheizt. Dort ist Widerstand oder Revolte gegen den sinnlosen Krieg kaum zu erwarten.
Mit dem 200. Tuwiner, den wir erfasst haben, ist es auch vorbei mit den tuwinischen Abschiedsgesängen, die wir nie wirklich verstanden haben. Besonders was es mit den Albanern so auf sich hat, die häufig in den Texten vorkommen. Jetzt gibt es nur noch schnöde Tabellen - irgendwie blöde.
Etwa 80 neue Gräber auf dem Wagner-Friedhof haben wir heute neu hinzugefügt und dabei die Darstellung geändert.
Die Trostlosigkeit dieser Anhäufung von Grabhügeln, die groben Erdschollen und der sumpfige Boden spiegeln gut die Sinnlosigkeit des russischen Angriffskrieges wieder. Die Fotos haben wir deshalb nicht verkleinert, sie können in voller Auflösung angezeigt werden.
Zehn Tage Urlaub lassen sich nicht schnell aufholen. Deshalb gibt es zunächst keine wöchentlichen Zusammenstellungen. Wir arbeiten daran, bald wieder ganz aktuell zu sein.
Und noch etwas: Hier wird nicht über Kriegstote spekuliert, wir fassen nur tatsächliche Meldungen zusammen. Für viele Leser erscheinen diese Zahlen viel zu niedrig. Wie auch immer - im Moment liegen die täglichen Meldungen über russische Kriegstote weit über denen vom vergangenen Jahr.
Niemand hat gerechnet, dass dieser russische Angriffskrieg in ein zweites Jahr gehen wird. Wir auch nicht, als wir dieses Projekt begonnen haben. Es ging uns zunächst ausschließlich um die Dokumentation der Begründungen, warum Russland seine Soldaten im Krieg gegen sein Brudervolk opfert. Damit ist jetzt Schluss:
Die Regionen Adygeja, Belgorod, Karatschai-Tscherkessien, Tschetschenien und Autonomer Kreis der Tschuktschen werden ständig mit neuen Meldungen gefüllt, aber wir haben bisher alles noch nicht in übersichliche Form gebracht. Alles eine Frage der Zeit, die wir momentan nicht haben - wird nachgeholt.
Im Moment gibt es eine Vielzahl von Meldungen, die ungefähr so lauten: "Starb bei der Befreiung der Stadt Artemowsk" und dazu vielleicht ein Datum der letzten acht Wochen. All diese Meldungen dürften sich auf Söldner der Gruppe Wagner beziehen, die beim ukrainischen Bakhmut in den sicheren Tod getrieben wurden.
Nur geben die Angehörigen und Freunde dies dann nicht an. Folglich können wir diese auch nicht der Gruppe Wagner zuordnen - auf einen Verdacht hin. Aber sicher ist - die Verlustzahlen der Gruppe Wagner sind enorm.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov
Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov
Pskow: 41 Juri Agarkow
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
OskarMaria lebt und arbeitet in Frankfurt - hier mit Sohnemann. Wenn freie Zeit fürs Internet bleibt, dann wühlen wir im Internetsumpf, manchmal mit überraschenden Ergebnissen. Lieblingszitat: "Von den Dreien, Staat, Regierung und Ich - bin ich der stärkste. Das merkt euch!" (Ret Marut aka B. Traven im Ziegelbrenner)
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Maxim Kotow aus der Oblast Leningrad, wurde am 7. Februar 23 an der Front in der Ukraine getötet. Die Erlöserkirche von
Wenn du nur wüsstest, was es bedeutet: Ich will Barmherzigkeit, nicht Opfer...
Maxim war mehrere Jahre in unserer Kirche im Dienst. Er ging regelmäßig ins Walaam-Kloster, lebte dort monatelang und leistete jeglichen Gehorsam. Mehr als alles andere auf der Welt liebte er unseren Herrn Jesus Christus, die Allerheiligste Gottesgebärerin, besonders verehrte er Johannes den Täufer, hatte Eifer für Gott und für den Tempel.
Er war bescheiden, demütig, lehnte nie Hilfe ab, wusste zu schätzen, Freund zu sein und zu lieben. Er hatte 3 Hochschulbildungen, las viel, kannte die Heilige Schrift praktisch auswendig. Er träumte davon, seine irdische Reise innerhalb der Klostermauern zu beenden. In allen schwierigen Lebenssituationen, die sein ganzes Leben umgaben, verlor er nie den Mut, sondern verherrlichte immer Gott und vertraute nur auf ihn.
Nachdem er die Heiligen Mysterien Christi verkündet hatte, stieg er Anfang Januar in einen Zug und ging als Freiwilliger in die NWO-Zone, um den Jungs zu helfen, bei sich hatte er nur den Psalter und einen kleinen Rucksack mit Kleidern.
OM, 20.03.23
Wie zu Beginn des Ukrainekrieges häufen sich Todesfälle unter den Soldaten Burjatiens. Seit Beginn des Jahres haben wir im Moment etwa 200 Gefallene aus der Region recherchiert - täglich werden es mehr.
Einwohner Burjatiens beschwerten sich, dass sie nirgendwo eine Totenwache organisieren können. Alle Cafés sind von Firmenfeiern besetzt. Ein Leser wandte sich an die Redaktion der Zeitung Dzhidinka und sagte, dass mehrere Leichen toter Soldaten in den Bezirk Dzhidinka gebracht worden seien. Ihm zufolge wollten Verwandte eine Totenwache veranstalten, aber zur Zeit wären alle Cafés von Firmenfeiern besetzt.
OM 17.03.23
Artem Reschetnikow (Foto) und Iwan Gudkow, beides Söldner der Gruppe Wagner, sind bei Bakhmut, wie so viele vor ihnen, beim Sturm auf die Stadt gefallen. Artem bekam - posthum - sogar einen Orden der Tapferkeit. Dafür gibt es jetzt in den russisch sprachigen "Sozialen Medien" einen Shitstorm.
Artem Reschnikow war Lehrer und künstlerischer Leiter von Kindercamps, die Kinder haben ihn gemocht. Und Artem hat die Kinder auch gemocht - bis zum Mißbrauch. Das ging eine Weile gut, Fälle wurden vertuscht, bis er schließlich 2018 vor Gericht kam und zu 15 Jahren Lagerhaft verurteilt wurde. Dass der Mann jetzt beinahe wieder in Freiheit gewesen wäre, ja sogar mit Orden ausgezeichnet, das lässt des Volkes Seele kochen.
Dagegen ist der Drogenhandel, wegen dem sein Kollege Ivan Gudkow zu knapp elf Jahren verurteilt wurde, beinahe eine lässliche Sünde in der öffentlichen Meinung.
Das Töten von Menschen im Krieg scheint dagegen völlig normal zu sein, die Soldaten werden zuhause - tot oder lebendig - als Helden gefeiert.
OM,10.03.23
In einer Lagerhalle nahe dem Flughafen Tolmachevo von Nowosibirsk warteten Mitte Februar über 100 Särge auf den Weitertransport in die verschiedenen Städte und Dörfer Sibiriens. Auf den Holzkisten sind mit Kreide die Namen der Regionen zu sehen, wohin geliefert werden soll. Beigefügt sind auch die Sterbeurkunden.
Auf einer Kiste ist der Name des aus Chakassien stammenden Sergey Yumashev zu lesen. Er starb danach am 08.02.23 in der Nähe von Bakhmut. Er war ein Söldner der Gruppe Wagner und klamm. Man fand seine Daten in der Datenbank des Föderalen Gerichtsvollzieherdienstes.
In den letzten Tagen sind eine Vielzahl von Soldaten aus Burjatien im Ukrainekrieg gefallen. Das Land war seit Beginn des Krieges mit großem Abstand führend bei den Kriegstoten, doch offensichlich haben sich die Zahlen noch einmal deutlich erhöht.
Die Bezirke Kabansky und Ivolginsky haben deshalb alle kulturellen Veranstaltungen in ihrem Gebiet abgesagt.
OM 23.02.23
Überall in Russland tauchen inzwischen Fotos von größeren Ansammlungen von Soldatengräbern auf. Ein Jahr nach dem Krieg gelingt es den russischen Behörden nicht mehr, das Ausmaß der Verluste an Menschen im Krieg gegen die Ukraine geheim zu halten. Und es sterben immer mehr russische Soldaten in den Gemetzeln.
Gerade einen Bericht über Soldatengräber in Tambow fertig gestellt, kommt die nächste Nachricht aus Tomsk. Beide Regionen beobachten wir eigentlich nicht.
"Begraben in drei Reihen Auf dem Friedhof in Woronino bei Tomsk ist die Zahl der Gräber von Russen gestiegen, die im Krieg mit der Ukraine getötet wurden. Das späteste Datum ist der 27. Dezember letzten Jahres. Einige der Gräber haben noch keine Namen oder Todesdaten. Gleichzeitig befinden sich in der Gasse drei frisch ausgehobene Gruben zur Bestattung." (Foto)
OM, 20.02.23
Zum Jahrestag von Russlands Krieg gegen die Ukraine hat die russische Rockgruppe DDT um den Sänger Juri Schewtschuk ein neues Video veröffentlicht. Im Lied wird Russland aufgefordert, zurück nach Hause zu kommen und sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern.
Wir empfehlen das Lied direkt auf Youtube anzuhören und die Kommentare dazu sich via Chrome-Browser übersetzen zu lassen. Das ergibt etwas Hoffnung in dieser düsteren Zeit.
Beim Kampf um die ukrainische Stadt Bakhmut gibt es kein Erbarmen. Immer neue Wellen von Söldnern der Gruppe Wagner werden nach vorne getrieben - direkt ins gegnerische Abwehrfeuer. Ein Zurück gibt es auch nicht, Feigheit vor dem Feind wird mit dem Tod bestraft. Es sind dort keine regulären Kämpfer der Gruppe Wagner, sondern dürftig ausgebildete Häftlinge, die sich auf einen Pakt mit Chef Prigoschin eingelassen haben.
Aus Belgorod kam heute eine Liste von Häftlingen, die jenes Massaker auch nicht überlebt haben. Hätten sie keinen Vertrag bei der Gruppe Wagner unterschrieben, wären sie zwischen 2023 und 24 aus der Haft entlassen worden.
OM, 19.02.23
Artjom Wojnow aus St. Petersburg schreibt in seinem VKontakte-Profil den Wahlspruch - Für die Wahrheit Russlands Sieg oder Tod. Irgendwie dumm dieser Satz - jetzt führen wir Artjom unter Pos. 251 der getöten Soldaten aus St. Petersburg. Merke - zum Frieden gibt es keine Alternative.
OM, 14.02.23
Die Liste der Toten aus der Berufsschule wurde heute wieder um zwei Einwohner Samaras länger.
89 tote Soldaten gab der Staat zu, inzwischen haben wir 108 136 erfasst, davon 128 aus der Oblast Samara.
Ich habe auch meinen Sohn beerdigt...
Wer den Tod seines Kindes nicht erlebt hat, wird diesen Schmerz nie spüren. Und das Schlimmste ist der Schmerz für den Rest meines Lebens für meine Eltern. Es ist unmöglich, es loszuwerden, und die Zeit heilt überhaupt nicht. Und kein Beileid und keine Freuden der Menschen werden helfen, diesen Schmerz zu lindern. Und woran Ihr Kind gestorben ist, spielt auch keine Rolle .... es hat einfach nicht auf dieser Welt für eine Mutter für einen Vater existiert.
Und diese großspurigen Worte "für das Mutterland, für ... für etwas anderes ... WOFÜR? Viele verstehen überhaupt nicht. Wir haben nahe Verwandte in der Ukraine ... und sie verstehen es nicht. Das ist ein KRIEG DER POLITIK, ABER NICHT DER MENSCHEN.
Deshalb bin ich nicht bereit, noch einen Sohn dem Tode zu geben. Viele Jahre später wird dieser Krieg mit anderen Augen betrachtet und vielleicht wird alles anders beurteilt als heute. Aber niemand wird Ihre Söhne zurückbringen. Es gibt viele Fragen zu dieser militärischen Situation.
ALLE FRIEDEN UND GUT!
Nikolay Volokhov kam aus Kopeisk, einer Großstadt in der Oblast Tscheljabisk im Süden des Urals. Auch er gehörte zu den vielen Männern, die die Gruppe Wagner aus den Gefängnissen rekrutiert und als Kanonenfutter wahrscheinlich an der Front bei Bakhmut verheizt haben. Am 5. Februar 23 wurde er in seiner Heimat bestattet.
Die Nachricht seines Todes wurde in den russischen sozialen Medien heftig debattiert. Ganz nebenbei veröffentlichte ein Benutzer das -angebliche- Video der Tat. Überprüfen können wir das nicht, aber interessant ist es schon.